Mittwoch, 18. März 2009

mein tag

dies war mein tag. ich hatte mehrere dinge vor. erstens wollte ich zum arzt gehen, zweitens mich wegen einer reisemoeglichkeit nach delhi erkundigen, drittens ein wenig shoppen.
die nacht war etwas kuehl und vor allem sehr hart. zwischendurch musste ich mich ein wenig anstrengen, um wieder einzuschlafen. ich kaufte mir gleich nach dem aufstehen ein paar handgestrickte wollsocken. mit meiner zimmergenossin, einer englaenderin, verabredete ich, am abend ins kino zu gehen.
wir wollen uns "slum dog millionaire" anschauen, ein film, von dem ich in den letzten wochen so viel in der zeitung gelesen habe, dass ich wirklich gluecklich bin, ihn mir jetzt anschauen zu koennen.
in indien ins kino, koennt ihr euch das vorstellen? es ist wie ein wunder...
ein weiteres wunder war mir beschert: ich konnte sofort nach dem fruehstueck (das ich im "peace cafe" zu mir nahm), in ein eigenes zimmer umziehen. es ist ein doppelzimmer mit schoenem ausblick. das fenster schliesst zwar nicht, aber dafuer habe ich sehr viele dicke decken. das badezimmer teile ich mit meinen zimmernachbarn.
ich erkundigte mich nach einem arzt und wurde zu einem doktor mawarh neben dem dalai lama tempel geschickt.
erst brachte ich meine waesche zum laundry service, da das waschen im guesthouse nicht erlaubt ist.
dann wanderte ich langsam richtung dalai lama tempel.
ich mag dharamsala. es hat eine wunderbare ausstrahlung. die tibeter sind freundlich und wirken modern. ich habe einen viel direkteren bezug zu ihnen als zu den indern. vor allem die frauen sehen selbstbewusst aus.
das schoenste laecheln haben die tibetischen moenche und nonnen, die einem auf schritt und tritt begegnen. haben die gar kein moenchs- und nonnenleben?, fragte ich mich heute. sie sitzen auf der sonnenterrasse im cafe und trinken cappuccino, sie lassen ihre schuhe putzen, sie trinken pepsi cola, sie kaufen turnschuhe, sie laufen herum und laecheln einen mit diesem wunderbaren laecheln an.
da ich etwas zeit hatte, bis mein doktor in die praxis kam, ging ich in den dalai lama tempel, wanderte ehrfuerchtig herum, betrachtete die wunderbaren wandmalereien und riesigen buddhafiguren und die pilger, die sich auf blankgewetzten brettern eins ums andre mal auf den boden warfen, ich kaufte ein paar buecher und ging dann zum doktor.
er stellte mir ein paar gezielte fragen, drueckte mir auf den bauch und auf den magen, steckte dann ein paar tabletten in ein tuetchen aus zeitungspapier und schrieb auf einen zettel, was ich essen darf (und vor allem, was nicht). ich glaube, dass ich in diesen tagen ziemlich viel abnehme, bei einer joghurt-toast-bananen-diaet...
natuerlich vertilgte ich im eifer des gefechts dann gleich die doppelte menge an verschriebenen tabletten: kann ich eigentlich gar nichts richtig machen?
er sagte, die krankheit braucht sieben tage, um auszubrechen und sie heilt nicht von selbst, weshalb ich jetzt antibiotika essen muss.
war es doch der tee in delhi, der mir den garaus gemacht hat?
nach einer ausgiebigen shoppingrunde (wie ausgiebig, berichte ich hier lieber nicht, aber es ist fuer einen guten zweck) ass ich im "brothers in exile", das bereits mein lieblingslokal geworden ist, eine schuessel gekochte kartoffeln in ingwerbruehe und trank einen kraeutertee dazu.
ich redete ein wenig mit dem hund, der zum cafe gehoert, nannte ihn "moppelchen", weil er ein sehr gut genaehrter spitz ist.
es gibt hier viele gut genaehrte hunde.
ein inder, der am nebentisch sass und eine rote pudelmuetze aus einem unsaeglichen, glaenzenden kunstfasermaterial trug, fragte mich, ob ich den namen des hundes wuesste.
nein, sagte ich.
handsome, sagte er und schnalzte ein wenig mit der zunge, um handsome zu sich zu locken. er kennt mich schon, sagte er laechelnd. dann bat er mich an seinen tisch, und ich setzte mich zu ihm.
er hiess swami und war meditationslehrer und reikimeister.
er begann, mir einen vortrag ueber meditation zu halten und darueber, dass es moeglich ist, dadurch frei zu werden. ich liess ihn reden, obwohl ich eigentlich keine lust drauf hatte, dass mir jemand einen vortrag haelt.
er versprach mir eine meditationsmethode, die wirklich gluecklich macht.
ich will eigentlich nur in dharamsala herumlaufen, sagte ich, und shoppen.
ich fand ihn doch irgendwie interessant und ging ein stueck mit ihm. er zeigte mir sein "behandlungslokal", das ein zimmer in einem guesthouse ist und nahm seine pudelmuetze ab, unter dem ein wirrer haarschopf zum vorschein kam. unter seiner gelben yogi-kleidung zeichnete sich ein ordentlicher kugelbauch ab.
er sagte, er sei sicher, dass unsere begegnung nicht zufaellig gewesen sei. erst der hund, handsome, dann haben wir angefangen, miteinander zu reden, so was passiere schliesslich nicht alle tage.
natuerlich war ich auf meiner hut, aber es gab nichts, was mein misstrauen erweckte.
ich glaube nicht, dass ich zu ihm gehe, um mir die meditationsmethode fuer "happiness" zeigen zu lassen. ich glaube auch nicht, dass ich sechs stunden mit ihm wandern gehe, wie er auch vorschlug.
aber der ausblick von seinem guesthouse war phantastisch.
ich habe uebrigens auch punkt drei erfuellt, mich wegen einer reisemoeglichkeit nach delhi erkundigt, und es sieht aus, als haette ich etwas gefunden, was meine beduerfnisse genau erfuellt.
und jetzt ist es zeit fuers kino.
ich liebe dharamsala!!

3 Kommentare:

KP hat gesagt…

Natürlich gebe ich Nati auch in allem immer völlig recht; vielleicht kannst Du ja länger bleiben, Delhi fand ich am spannendsten, wie wär's? Dieser leise Schauder beim Lesen der Geschichten...

Anonym hat gesagt…

Ach nöö, nicht Delhi! Bleib doch länger in Dharamsala. Mir gefällt dieses wohlig zufrieden Schnurrende, das hier zwischen Deinen Zeilen steckt. Viel besser als der Grant und die Verzweiflung in Delhi. Es "riecht" alles so viel besser dann... ;-)! Und wie wars im Kino?! Ich hab letztes Jahr das Buch gelesen - und viel dabei gestaunt und gelacht!

Sabine Neumann hat gesagt…

sagmal findet jetzt hier eine diskussion ueber meine reiseroute statt? leider kann ich keinem von euch einen gefallen tun. der film war super.