Donnerstag, 19. März 2009

der ziegenweg und ein tee mit nanaminze

wolltet ihr die einzelheiten zu meiner verdauung hoeren? nur so viel: ich bin der modernen medizin sehr, sehr dankbar!
nachdem ich mich heute viel gesuender fuehlte, plante ich sogleich eine wanderung.
ich fruehstueckte wieder im "peace cafe" und stellte fest, dass ich nicht die einzige reisende bin, die sich rasch gewohnheiten zulegt, denn an genau den selben tischen wie gestern sassen genau die selben leute und assen genau die selben sachen wie gestern.
bloss ich ass was anderes, naemlich nudelsuppe mit gemuese und kaese. aus china weiss ich, dass das voellig in ordnung ist, zum fruehstueck eine suppe zu essen. und mir war einfach nicht mehr nach honigtoast zumute...
eine frau kam strahlend auf meinen tisch zu und fragte auf schwedisch, ob ich schwedisch spreche.
ja, sagte ich.
bist du schwedin?
nein, antwortete ich, aber ich wohne in schweden.
sie hatte meinen fjaell-raeven-rucksack gesehen und daraus geschlossen, dass ich schwedin sei.
sie entschuldigte sich sofort (auf englisch), sie wollte mich nicht stoeren, entschuldigung, falls sie mich vielleicht gestoert habe, also entschuldigung, entschuldigung. darauf zog sie sich zurueck.
dabei hatte ich gar nichts gesagt.
ich fand diese begegnung so typisch fuer schweden und die schweden, dass es mich beinah ein wenig deprimiert hat. waere ich echte schwedin gewesen (nicht nur ein mensch, der in schweden wohnt und schwedisch spricht), haette sie dann mit mir geredet?
ich ging spaeter dann jedenfalls zu ihr hin und erklaerte, dass die fjaell-raeven-rucksaecke einfach eine super qualitaet haben und nicht kaputt zu kriegen sind.
darauf entspann sich dann doch ein gespraech (auf englisch), mit dem resultat, dass ich vorgeschlagen habe, wir koennten morgen gemeinsam wandern gehen.
aber erstmal packte ich bananen, walnuesse, joghurt und wasser in meinen rucksack und machte mich allein auf den weg.
ich kaufte auch ein busticket fuer meine rueckfahrt nach delhi, kaufte dann noch eins, weil die zeiten besser waren, und brachte das andere ticket wieder zurueck, wobei ich natuerlich einen teil vom preis verlor (ungefaehr 2 euro).
macht doch nichts, sagte ich zu dem sauren inder, jetzt koennen sie das ticket doch noch einmal verkaufen.
ich wusste, dass es einen kleinen pfad gibt, der zu einem kleinen wasserfall fuehrt, und auch wenn kleine wasserfaelle mich nicht besonders interessieren, so sind sie doch immer ein gutes ziel fuer eine wanderung.
als ich von mcleodganji schon ziemlich hoch gestiegen war und die strasse sich in einen pfad verwandelt hatte, kam ich durch eine ansammlung von haeusern. ziegen und kuehe standen angepflockt herum, frauen waren mit irgendwelchen arbeiten beschaeftigt.
der pfad fuehrte genau zwischen diesen haeusern hindurch, und ich wurde ein wenig zoegerlich, aber eine junge indische frau winkte mich weiter. sie ging ein stueck mit mir (sie war mit der machete auf dem weg, weizen zu ernten) und fragte, ob ich vielleicht auf meinem rueckweg bei ihr ein glas tee trinken moechte.
wir verabredeten sogar eine zeit.
ich liess mir den weg zum wasserfall erklaeren (erst bergab, dann wieder bergauf) und trabte los.
ein junger inder sagte, der pfad, den ich gehen wolle, sei ein wenig "risky", aber wenn man aufpasse, koenne nichts passieren.
irgendwo habe ich mich dann offensichtlich verstiegen und bin viel zu hoch in die berge hinein gewandert. der pfad verwandelte sich in ein pfaedlein und hoerte dann irgendwie auf, und ich stand zwischen felsen und wusste nicht genau, wie ich weitergehen sollte. zurueck wollte ich nicht, aber nach vorne gab es nichts ausser ein wenig heruntergetrampeltes gras, steine und rutschspuren und abhaenge.
ich bewegte mich auf dem ziegenpfad weiter, glaube ich, es ging steil bergab, und es war nicht besonders lustig. ein paar mal trat ich ins leere, rutschte aus oder verhakte mich in einem ast. der weg war ausserdem gesaeumt von stacheligem gestruepp, unter dem ich mich wegzuducken versuchte, das trotzdem an mir kratzte und riss. ich ueberlegte natuerlich, was ich tun sollte, wenn ich mir den knoechel verstauchen oder sogar brechen wuerde, oder sonstwas...
irgendwann hatte ich dann wieder festeren boden unter den fuessen und sah den richtigen wanderpfad, den der indische mann als "risky" bezeichnet hatte, der aber im vergleich zu meinem abstieg eine art sonntagswanderweg war.
ich lief zum wasserfall, der ein schnuersenkelduennes rinnsal war und beeilte mich dann zurueck zu kommen, schliesslich hatte ich eine verabredung.
drei maenner mit roten haenden begegneten mir. ich fragte, warum sie rote haende haetten. sie haetten ein haus rot angemalt, sagten sie und zeigten in die richtung, wo das rote haus lag.
nach gut drei stunden anstrengender wanderung war ich schon ein wenig schwach und bewegte mich in zeitlupe vorwaerts.
die junge frau hatte schon auf mich gewartet und lud mich in ihr haus ein. das haus hatte ungefaehr eine grundflaeche von zehn quadratmetern, aber zwei stockwerke, in denen sie mit ihrem mann und ihren zwei kindern wohnte.
ich sollte mich aufs bett setzen. das zimmer war sehr einfach, aber sehr sauber. metallenes geschirr stand an den waenden aufgereiht. in einem kleinen regal waren in plastikschraubglaesern sachen, die man zum kochen braucht.
sie hatte frische minze gepflueckt. dann machte sie feuer an der herdstelle mit etwas holzspaenen und dann trockenen aesten, die sie langsam immer weiter hineinschob.
es kam eine nachbarin mit ihrer kleinen tochter mit dazu, setzte sich auf den boden und trank auch tee.
der ungefaehr zehnjaehrige sohn kam und setzte sich neben mich und erzaehlte, dass er sehr gerne kricket spielt und dass englisch sein lieblingsfach in der schule ist, wie seine englischlehrerin heisst, und dass er heute frei hat, weil irgendeine zeit nach einer pruefung ist.
seine schwester sei gerade in mcleodganji beim einkaufen.
die frau waermte auch ein paar chapati uber dem ofen, und alle in dem kleinen raum assen chapati und tranken tee. die zwei frauen unterhielten sich miteinander, der kleine junge unterhielt sich mit mir, und das kleine maedchen unterhielt sich mit dem hund duffy, der vor der tuer lag.
dort lag, ein paar treppenstufen tiefer, auch eine riesige bueffeldame, die mir ihr hinterteil zudrehte, das ich durch die offene tuer ausgiebig studieren konnte.
es war wirklich nett. die frau sagte, ich solle wiederkommen. ich gab ihr etwas geld, obwohl ich nie weiss, was in solchen situation angemessen ist.
spaeter habe ich mich in mcleodganji nach der moeglichkeit erkundigt, einen kochkurs fuer tibetisches essen zu machen. vielleicht lerne ich uebermorgen, wie man tibetische suppen macht.

4 Kommentare:

KP hat gesagt…

Dieses beim Wandern vom rechten Weg abkommen und sich erst im letzten Moment und beim Fast-Abstürzen zu denken, was passieren würde, wenn man sich in der Einsamkeit den Knöchel verstaucht, das könnte mir genauso auch passieren bzw. ist mir schon öfter so passiert(gibt es hierzu eine genetische Prädisposition?). Der augenfällige Unterschied ist: Wasserfälle sind ohne Einschränkung meine Lieblingsorte.

Liebe Grüße!

Unknown hat gesagt…

hallo du abenteurerin! ich freue mich,dass es in meiner familie so wunderbare genetische dispositionen gibt... wasserfälle mag ich aber auch. naja, die liebe bine ist halt doch immer ein bisschen extrawurst, gell!
:)
viele liebe grüße von der nichte

Sabine Neumann hat gesagt…

ja vielleicht ueberlege ich mir das mit den wasserfaellen nochmal. ich wusste ja schon von erzaehlungen, dass es ein verhungerter wasserfall ist. ich haette vielleicht schreiben sollen "indischer wasserfall". waere es naemlich ein richtiger tosender spruehender wasserfall gewesen, dann waere ich natuerlich mit fliegenden haaren hingeeilt (so lang sind meine haare schon). genetische dispositionen sind so beruhigend.

Sabine Neumann hat gesagt…

ich hab nochmal nachgelesen, ich schrieb: "kleine wasserfaelle"