Montag, 6. April 2009

mail aus indien - nachtrag

heute bekam ich eine mail aus indien.
sie hatte den betreff "gratitude".
sie lautete so:

"hi this is arif.
thankyou so so and so much.
so nice of you i will be so thankfull to you.
best wishes for you and your family/
thanks again for the favour.
take care.
ARIF"

arif arbeitet in einem thangka-laden in mcleodganji.
ich habe bei ihm einige thangkas gekauft.
als ich ihm ein paar tage später auf der straße begegnete, sagte er, er hätte vergessen, die nummern abzuschreiben, die auf den thangkas hinten drauf stehen und er bräuchte sie, vor allem sein chef.
ich versprach ihm, die nummern zu schicken, wenn ich nach hause gekommen wäre. und das habe ich heute getan.
und dann bekam ich diese mail...

Freitag, 3. April 2009

das unbegreifliche

man kann es einfach nicht begreifen.

heute früh war ich in delhi. und jetzt bin ich hier.

und der computer hat wieder umlaute, und die buchstaben sind auf dem richtigen platz.
gestern, auf meinem weg von sarojini nagar, einer art modellwohnviertel mit funktionalistischen mehrfamilienhäusern, zurück richtung jugendherberge ging ich unter einer unterführung durch, die wie so üblich, zum pissoir geworden ist.
ich traf auf drei männer, die etwas in einem baum pflückten und in den mund steckten. ich dachte zunächst, sie würden die blätter essen, aber es waren kleine beeren.
"oh, maulbeeren", sagte ich auf deutsch (war mir aber nicht sicher).
sie nickten und deuteten eifrig, ich solle auch welche pflücken. aber ich griff nach einer grünen beere.
nein, nein, bedeuteten sie und zogen zweige von weiter oben herab. sie pflückten eine beere nach der anderen und reichten sie mir, und ich steckte sie in den mund. sie waren weiß und hatten einen süßen geschmack, den ich bisher noch nicht kannte.
ich ließ mich von einem rikschafahrer auflesen, der versprach, mich für 20 rupies zur jugendherberge zu bringen. aber es ließ natürlich, als ich in der rikscha saß, nicht auf sich warten, dass er sagte, er kenne ein gutes shopping center (die rikschafahrer bekommen eine provision, wenn sie touristen dorthin bringen).
ich sagte müde, nein, nur zur jugendherberge.
er ließ aber nicht locker. er würde mich gratis fahren. es sei nicht weit von hier. ich bräuchte nichts zu kaufen, nur zu schauen.
nein.
schließlich kamen wir zur jugendherberge. ich sagte zu ihm, er bräuchte mich nicht vor die tür bringen, sonst müsste er nämlich eine lange schleife fahren. er hielt an, ich gab ihm das geld.
er sagte, "you have a good mind" und streckte mir die hand hin.
ich sagte, "thank you" und ergriff seine hand, um sie zu schütteln.
(er sagte, aber er könne nicht verstehen, dass ich nicht shoppen gehen wollte...)
ich genoss die jugendherberge, die abwesenheit von kälte, eine funktionierende dusche, saubere bettwäsche.
sogar das kalte wasser war in delhi warm.
als ich in der früh die jugendherberge verließ, noch im morgengrauen, um auf mein taxi zu warten, gesellten sich die beiden security guards der jugendherberge zu mir, ich glaube, um mich zu beschützen. sie standen in meiner nähe, bis das schwarzgelbe taxi kam.
kaum hatte ich das flughafengebäude des flughafens indira gandhi betreten, hatte ich indien verlassen. ich kaufte mir einen tee mit meinem letzten geld.
ich kaufte (mit der visa-karte) mir das buch "delhi - adventures in a megacity" von sam miller und stellte, noch bevor ich das buch aufschlug, zu meinem erstaunen fest, dass ich mich in delhi verliebt habe.
gestern lief ich durch den nehru park, eine seltsame, zwischen großen straßen eingeklemmte, kleine oase, die wie ich unter der hitze zu leiden schien und offensichtlich vor allem liebespaare anzog, die man sonst in indien nie sieht, wo die einzig zugelassene äußerung von zuneigung das händchenhalten junger männer ist, die sogar eng umschlungen durch die straßen laufen können, ohne dass jemand darauf reagiert.

als ich im flugzeug saß, waren die indischen busfahrten nur eine vage erinnerung. auf dem bildschirm vor meiner nase hatte ich die wahl zwischen über zehn spielfilmen, einer ähnlichen anzahl von fernsehprogrammen und einer noch größeren zahl von musikprogrammen. die kopfhörer dazu werden in plastik verpackt ausgeteilt. die schaumstoffkappen für die hörmuscheln sind separat in plastik eingeschweißt und werden wahrscheinlich nach dem flug entsorgt. auch die decke ist in plastik eingeschweißt, und das kleine kopfkissen, das für die meisten passagiere eher ein problem als eine bequemlichkeit darzustellen scheint, hat einen makellosen weißen bezug.
jede halbe stunde ging ein steward oder eine stewardess durch die gänge, um mir wasser, orangensaft oder cola in plastikbechern anzubieten.
vor den mahlzeiten wurden dampfend heiße feuchte tücher verteilt, mit denen man sich hände und gesicht reinigen konnte.
mit meinem sitznachbarn wechselte ich kein wort. wir waren beide zu sehr mit unserem monitor beschäftigt. ich schaute mir einen spielfilm (novemberkind) und zwei tierprogramme von discovery channel an.
ich las in meinem delhi-buch und dachte: ich muss bald wieder nach indien...

Donnerstag, 2. April 2009

eine naechtliche busfahrt

dies ist wahrscheinlich mein letzter blogeintrag aus indien.
ich sitze in einem sehr billigen internetcafe, das ich zufaellig gefunden habe, und werde jetzt noch die eindruecke meiner naechtlichen busfahrt von dharamsala nach delhi beschreiben, bevor ich mich wieder auf den weg zur jugendherberge mache, um zu packen, vielleicht nochmal zu duschen (zweimal am tag heiss duschen: der himmel!) und dann nichts mehr zu tun ausser vielleicht lesen.
das abendessen habe ich schon bestellt und bezahlt.
ich habe auch das taxi schon bestellt (aber das habe ich vielleicht schon geschrieben).
ich habe gerade noch so viel geld, dass es fuer das taxi und vielleicht einen tee am flughafen reicht.
aber jetzt zu meiner fahrt im "deluxe"-bus von mcleodganj nach delhi.
was man in indien "deluxe"-bus nennt, ist natuerlich nicht gerade das, was man sich in deutschland unter "deluxe"-bus vorstellt. aber es ist immerhin ein bus, der kopfstuetzen hat und bei dem man die rueckenlehne verstellen kann. ausserdem hat man ziemlich viel beinfreiheit. und es gibt ein ac-system. die fahrerkabine ist vom passagierraum durch eine tuer abgetrennt, wodurch man auch vor den verkehrsgeraeuschen ziemlich geschuetzt ist.
alles in allem war der bus nach indischer art ein wenig heruntergekommen und versifft, doch bequem, und vor allem hatte man viel platz, da nur eine handvoll passagiere mitfuhren.
diese handvoll passagiere waren: meine wenigkeit, ein paar schlecht gelaunte (!) tibeterinnen (die sich in den hinteren teil des busses verzogen), ein doktorand aus delhi, mit dem ich vor der abfahrt ein paar worte gewechselt hatte (er doktorierte ueber die faltung von proteinen) und der wie ein schuetzender engel hinter mir sass.
und dann die maenner.
ich mag maenner. ich liebe maenner. ich bin gern in der gesellschaft von maennern.
aber es gibt maenner, die einen wirklich darueber nachgruebeln lassen, wie jemals das geruecht aufkommen konnte, dass das maennliche geschlecht das ueberlegene ist.
es waren solche maenner.
maenner mittleren alters, mit gewoelbten baeuchen und von selbstbezogenheit getruebten augen, die voellig jede sensibilitaet fuer ihre umgebung vermissen lassen.
sie schreien ungeruehrt in ihr handy, obwohl es im bus schon dunkel ist und die anderen fahrgaeste offensichtlich schon schlafen. (ueberhaupt das handy, dieser mutterbrustersatz!)
sie breiten sich aus und lehnen sich zurueck, und wenn die ruecklehne dann nicht weiter zu faellen geht, dann versuchen sie es mit gewalt noch einmal, und noch einmal, und noch einmal.
wenn der bus in einer kleinen ortschaft anhaelt, dann steigen sie aus und pissen an den strassenrand.
und dann steigen sie ein, eine tuete aus zeitungspapier mit frittiertem kleinzeug in der hand, das sie schmatzend verzehren, wobei sie genuesslich ihre an die wand gestemmten nackten fuesse betrachten, und wenn sie mit dem essen fertig sind, dann wischen sie ihre fettigen finger an der gardine des busses ab.
(ein entruesteter ausruf kam von meinem sitz)
ich verallgemeinere. der doktorand hatte sich auf seiner sitzbank in der "sleeping child position" zusammengerollt und war meine moralische rettung in dieser nacht.
einem der maenner (er war ganz in weiss gekleidet) wurde schlecht.
er taumelte nach vorn in die fahrerkabine und schien aus dem fahrenden bus springen zu wollen. der bussschaffner schrie ihn mit seiner quaekenden stimme an.
dann bremste der busfahrer, und der mann taumelte hinaus in die nacht, versuchte, sich zu erbrechen, wusch sich dann das gesicht an einem wasserhahn.
er bekam eine aus zeitungspapier gefertigte kotztuete vom schaffner.
mir ging auf, dass die inder das stossdaempfersystem eines "deluxe"-busses natuerlich nicht gewohnt sind. und bei der rasenden, staendig von abrupten bremsungen unterbrochenen, bergabfahrt ueber die serpentinen des himalaya hinab in das nordindische flachland schaukelte der bus ganz ordentlich.
dem weissen mann wurde es natuerlich gleich wieder schlecht, und er erbrach sich in die tuete aus zeitungspapier. ich sass stocksteif in meinem sitz und stellte mir vor, wie die tuete durchweichte. wie der mann sich nicht darum scherte und sie auf den boden stellte. wie das erbrochene sich in meine richtung ausbreitete...
aber seltsamerweise roch es nicht einmal, und beim naechsten halt trug der mann sein tuetchen hinaus und entsorgte es ordentlich (liess es auf den boden fallen), wofuer ich ihm sehr dankbar war.
nunja, ich schlief, so gut man in einem bus schlafen kann, und als ich aufwachte, lag vor dem fenster schon die morgendaemmerung ueber den vororten von delhi, und wir waren fast da.
als der bus anhielt, erspaehte mich ein rikschafahrer sofort durch die getoente fensterscheibe und machte mich als das beste opfer dieses noch fruehen morgens aus.
ich liess ihm seine freude, und er brachte mich zur jugendherberge, allerdings nicht zu dem von ihm selbst vorgeschlagenen idiotenpreis, was wiederum der triumph meines tages war (und wofuer ich dem doktoranden dankbar sein musste, der mir gesagt hatte, was die fahrt ungefaehr kosten solle).
ich werde in den naechsten tagen den blog ein wenig ergaenzen und ueberarbeiten und wahrscheinlich auch bilder und kleine filme einfuegen.
meine reise hoert hier nicht auf.
sie geht nur anders weiter.
in tushita habe ich gelernt, die positive energie jeder meditationssitzung sich ueber das ganze universum ausbreiten zu lassen.
moegen alle lebewesen gluecklich sein!

feuerpuja und wie ein lama redet

am letzten abend vor meiner abreise fand eine feuerzeremonie in tushita statt.
die kleine plappernde amerikanerin posaunte es raus, als ich schon im bett lag (hiermit sei ihr von herzen fuer ihre schwatzhaftigkeit gedankt!) und die sechs decken ueber mich gebreitet hatte.
(habe ich schon was ueber die haerte der matratzen geschrieben?)
ich also nach kurzem zoegern wieder raus, warme kleider an, hin zu dem moenchsgeraune, glockengelaeute und gescheppere und getrommele, das zuerst schwer zu lokalisieren war.
es kam von einem kleinen steinhaus, in dessen mitte man ein viereckiges feuer aufgebaut hatte.
an den waenden entlang sassen moenche, die sutren rezitierten und dazu ihre perkussionsgeraete schwangen. die beiden hoechsten moenche hatten auch kleine "schaedeltrommeln" (im national museum in delhi hatte ich gelernt, dass sie urspruenglich aus menschlichen schaedelknochen hergestellt wurden).
da die tibeter die buchbindekunst lange nicht kannten, werden die sutren immer noch auf losen blaettern aufbewahrt, die man in gelbe tuecher einschlaegt.
vor dem feuer sass auf einem improvisierten "thron" eine junge frau, in die farben der moenche und nonnen gekleidet, doch mit langem, zu einem pferdeschwanz zusammengefassten haar.
am naechsten tag erfuhr ich, dass sie ein hoch entwickelter yogi ist (die yogis sind elitemeditierer und scheren sich das haar nicht, sondern weben es nach der tradition zu einer dichten matte) und ausserdem ein medium.
ihr kam die zentrale rolle dieser feuerzeremonie zu.
zwei zeremonienmeister (ebenfalls in die traditionelle dunkelrote farbe gekleidete moenche, sie hatten sich weisse seidenschal vor mund und nase gelegt) reichten ihr auf tellern verschiedene dinge, die sie dann dem feuer "opferte", schwarzen sesam, reis (?), getrocknetes und auf eine besondere weise gewickeltes gras, eine besondere holzart, eine art fruchtsalat usw.
(am naechsten tag wurden reste der feuerpuja zum verzehr verteilt. es war eine art fettiges und ranziges brot, das nach irgendwas scheusslichem schmeckte, vielleicht nach yakbutter und das wir nur mit muehe, von lachkraempfen begleitet, kauen und hinunter schlucken konnten.)
ein anderer moench reichte ihr ein gestaenge mit kleinen schoepfloeffeln am ende, mit denen sie butter ins feuer giessen konnte, worauf dieses wieder so richtig aufflammte.
immer wieder wurde holz nachgeschichtet.
ueber der feuerstelle war ein viereckiges loch im dach, durch die hitze und rauch abziehen konnten. das haus war also wahrscheinlich besonders fuer diese art von zeremonie gedacht.
ich stand an der tuer, aber ich sah es an den gesichtern der studenten, die im raum sassen, dass es dort ganz schoen heiss wurde.
dieses monotone opfern und singen und laeuten und raunen ging also so vor sich hin, ohne jeglichen hoehepunkt, so dass man beinahe in einen zustand der trance geriet. das medium schaute jedenfalls schon ziemlich entrueckt aus. ich sah mir das ganze etwa eine stunde an, und als sich alles dann ungefaehr zum dritten oder vierten mal wiederholt hatte, dachte ich, jetzt kommt nichts neues mehr, und ging ins bett.
eines habe ich waehrend dieser zehn tage begriffen: ich war in meinem frueheren leben hoechstwahrscheinlich keine tibetische nonne, weil die langgezogenen rituale eine echte pruefung fuer meine geduld darstellen, so faszinierend sie auch sind.
die australische nonne erklaerte uns am naechsten tag, dass die feuerpuja eine reinigungszeremonie ist, die oft nach retreats angewendet wird, um zum beispiel nachtraeglich gutzumachen, wenn man irgendwelche mantras nachlaessig rezitiert hat.
eine interessante idee.
ich muss noch etwas ueber die rede von lama zopa schreiben, die er am naechsten tag in der grossen "gompa" (meditationshalle) vor einer riesigen buddhastatue mit gelbem lamahut hielt.
er hatte den seltsamsten vortragsstil, der mir jemals untergeokmmen ist. er wiegte den oberkoerper vor und zurueck, raeusperte sich, hustete, raeusperte sich wieder, sagte etwas unartikuliertes oder schwer verstaendliches, schwieg dann lange und starrte vor sich hin. dann wieder begann er scheinbar unmotiviert zu lachen, ein hohes, gluckerndes lachen, von dem er dann wieder unmittelbar in ernst verfiel, den oberkoerper hin und her schaukele, sich raeusperte, sich wieder raeusperte, hustete usw., drei stunden lang. zwischen diesen "unterbrechungen" entfaltete er seine rede ueber den ursprung der wirklichkeit in unserem geist, zitierte die rolling stones, brachte als beispiel fuer kurzfristige gluecksempfindungen lsd und das sog. "buddha grass", aeusserte aufrichtiges erstaunen darueber, dass manche menschen lust empfinden, wenn man sie peitscht und bewegte sich so vorwaerts, scheinbar unsystematisch und ohne plan, aber immer ganz frisch und als wuerde er selbst seine gedanken zum ersten mal sehen.
die devotion, die die anhaenger fuer ihren guru zeigen, war fuer mich ein wenig schwer zu ertragen. man darf in der gegenwart des gurus offensichtlich nicht aufgerichtet gehen und muss andauernd gebueckt hin und her laufen. wenn er einen weg entlang geht, dann wird der weg mit dem rauch eines raeucherstaebchens gereinigt.
waehrend der rede wurde tee ausgeschenkt, aber man darf ihn nicht trinken, bevor der guru nicht trinkt (was ich nicht wusste, deshalb habe ich meinen tee gleich ganz ausgetrunken), und wenn er ihn dann zu trinken beliebt, dann ist er schon ganz kalt.
aber ungeachtet dessen war lama zopa wirklich eine sehr beeindruckende erscheinung. ich glaube, ich habe noch nie jemanden erlebt, der so wenig versucht hat, jemand zu sein.

rueckblick auf die klosterzeit

die klostertage sind vorbei. genau genommen ist tushita kein kloster, wenn auch moenche und nonnen dort leben. es nennt sich "meditationszentrum". soviel zur begrifflichkeit.
ich bin jetzt wieder in delhi, sitze bei "meinem" internetmann und fuehle mich beinahe zu hause.
was ich in den letzten zehn tagen gemacht habe: ich habe mir jeden tag dreieinhalb stunden ausgezeichneten vortrag ueber buddhismus angehoert (mit der moeglichkeit, fragen zu stellen).
der lehrer war australier, hatte aber einen schwedischen nachnamen.
in diskussionsgruppen habe ich mit fuenf anderen ueber fragen diskutiert wie:
Is there anything in our life that can give us lasting happiness?
Does the concept of karma seem plausible?
How would we best prepare for death?
Discuss the six perfections.
How would the understanding of emptiness affect our experience of meeting an irritating person?
Is it bad to want ourselves happy?
usw.
die fuenf anderen personen meiner diskussionsgruppe sind mir im lauf der tage ziemlich ans herz gewachsen (ein ire, ein inder, eine amerikanerin, eine argentinierin, ein deutscher und ich).
ich habe in angeleiteten meditationen meditiert ueber:
anger
death
attachment
loving kindness
impermanence
human perfection
usw.
die meditationen wurden von einer nonne geleitet, die auch aus australien kam.
ich teilte das zimmer mit einer hollaenderin und einer 19-jaehrigen highschool-absolventin aus amerika, die mit einer gruppe hier war, die alle ungefaehr das gleiche alter hatten und von der kraft der stille noch nicht viel begriffen hatten, da sie in allen pausen sofort anfingen, zu wispern, zu kichern, sich in zeichensprache zu unterhalten usw.
ausserdem habe ich einen einblick in die sucht der amerikanischen jugendlichen erhalten, ueberall "like" einzufuegen, auch wenn es sich um tatsachen handelt, also z.b.:
he was, like, there.
it, like, rained.
apropos regen. die ersten tage waren von unaufhoerlichen regenguessen gepraegt. die temperatur sank ziemlich tief nach unten, und in den naechten schlief ich unter sechs decken.
trotz dauerregen und richtigen wolkenbruechen herrschte in tushita wassermangel.
aus manchen wasserhaehnen kam gar kein wasser.
wenn man auf dem klo war, sollte man nur nachspuelen, wenn man sein "grosses geschaeft" erledigt hatte, und auch dann mit regenwasser, das in grossen tonnen bereitstand.
jeder kursteilnehmer musste sich in eine duschliste eintragen. jeden dritten tag stand einem eine dusche zu.
in der restlichen zeit konnte man sich nicht einmal waschen.
und so sahen die drei duschen aus, die ich in tushita nehmen durfte:
dusche 1: abends um 20:30 in bibbernder kaelte.
eine dusche ist natuerlich kein geschlossener raum, wo aus einem duschkopf heisses wasser rauskommt, sondern ein luftiger verschlag, und das wasser mischt man in einem eimer und kippt es sich dann ueber den kopf.
dusche 2: mittags um 12:30, was ich genial fand, zumal es an dem tag nicht regnete, sondern sogar die sonne schien und angenehme temperaturen herrschten.
leider duschte vor mir eine frau voellig ausser der reihe, und nicht nur das, sondern sie duschte richtig lang (in meine zeit hinein) und verbrauchte fast alles heisse wasser, so dass fuer mich nur noch wenig uebrig blieb.
dusche 3: morgens um 6:00, was ich auch genial fand, weil ich dachte, dann hat niemand die moeglichkeit, vor mir das ganze heisse wasser zu verbrauchen. um 5:00 lag ich schon wach im bett und bereitete mich auf den grossen augenblick vor.
als ich dann in der dusche war, kam aus dem heisswasserhahn ueberhaupt kein wasser. also wurde es eine kalte dusche. die haare wusch ich mir spaeter am tag mit wasser aus der regentonne, das so kalt war, dass ich zwischendurch immer wieder kurz pause machen musste.
meine arbeitsaufgabe war:
klo putzen.
was an sich nicht so schlimm war, da wir zu dritt drei toiletten teilten und die arbeit in einer viertelstunde erledigt ist.
bloss, wenn man mit anderen eine solche arbeit teilt (und nicht redet), dann ist das immer eine ziemlich interessante sache.
die eine frau fand nach ein paar tagen, dass es ihre aufgabe war, das regenwasser nachzufuellen, das waschbecken (mit dem wischlappen) auszuwischen und das klopapier aus den abfalleimern in die muelltonne zu kippen, waehrend das putzen der drei toiletten und das wischen des bodens uns beiden anderen zufiel.
mit anderen worten, ich bekam also ziemlich viel gelegenheit, mit meiner wut und irritation zu arbeiten.
jetzt hat der internetmann irgendeine fuerchterliche musik aufgedreht, und ich kann mich nicht mehr so gut konzentrieren und werde gleich schluss machen.
aber eine sache noch: gestern kam der spirituelle leiter des meditationszentrums, Lama Zopa, zu einem besuch und hielt einen dreistuendigen vortrag.
als ich am nachmittag auscheckte (frueher als die anderen, weil ich ja wegen meines flugs zurueck nach delhi musste), sagte die managerin des meditationszentrums zu mir:
what an end for your journey.
ich: was?
sie sagte: was fuer ein ende fuer deine reise. dass du am letzten tag noch den lama erlebst. du musst irgendwas richtig gemacht haben.
das war natuerlich im karma-zusammenhang gedacht.
als alle leute aufgereiht dastanden, viele anhaenger des tibetischen buddhismus mit weissen seidenschals in den haenden (sie waren extra herbeigeeilt, um den lama zu sehen), sagte der mann neben mir: willst du auch einen schal? ich habe noch einen.
er gab mir also einen weissen seidenschal, den er aus seinem rucksack kramte.
wie die anderen hielt ich den schal hoch, als der lama vorueberging.
jetzt habe ich einen gesegneten weissen schal in meinem gepaeck.
das ist wirklich ein schoener abschluss meiner reise.
ich habe aber noch viel zu erzaehlen. ich werde also heute noch einmal ein internetcafe aufsuchen. bis dann.

Sonntag, 22. März 2009

bergneurosen

jetzt glauben sicher meine leser, dass mit den bergneurosen ich gemeint bin. weit gefehlt!
mein porter wartete gestern, wie vereinbart, um 13 uhr am main bus stand in mcleodganji auf mich.
zuvor war ich mit angela aus schweden (und finnland) um die residenz des dalai lama herumgewandert, die von stacheldrahtzaun eingezaeunt und von indischen soldaten bewacht ist.
einige der tibetischen besucher nahmen ihre muetzen ab und beruehrten die mauer mit ihrer stirn.
wir besuchten auch das tibetmuseum, das angenehm klein und ueberschaubar ist und mit eindrucksvollen bildern und texten die geschichte der vereinnahmung tibets durch china, des widerstands und des exils zeigt.
mein porter gab ein zeichen der wiedererkennung von sich, als ich am main bus stand ankam und deutete nach oben, gen himmel, worauf ich nickte. er nahm meinen rucksack, ich verabschiedete mich von angela, dann drehte ich mich um, und - mein porter war verschwunden. ich konnte ihn nicht mehr sehen!
ich dachte, der hat ja ein tempo drauf und wollte mich schon beeilen, um ihn zu erreichen, da deutete ein anderer porter nach oben (gen himmel), und ich sah meinen porter auf dem dach eines busses, wo er gerade meinen rucksack ordentlich verstaute.
sofort runterkommen, deutete ich mit haenden und fuessen an, und der andere porter sagte etwas abfaellig, dass mein porter kein englisch kann (und wollte damit andeuten, dass ich lieber ihn haette nehmen sollen).
beinahe waere mein rucksack also in pathankot oder so gelandet.
als sowohl porter und rucksack wieder auf dem erdboden waren, gingen wir los.
er voraus, ich hinterher, in seinen fussstapfen.
nach einigen minuten fing es an zu troepfeln, dann fing es an zu hageln, schliesslich fing es an zu schuetten. da waren wir aber schon so weit gekommen, dass wir in der naehe eines tea stalls waren, wo wir uns unterstellen konnten.
ich kaufte meinem porter einen tee. wir sassen ungefaehr zwanzig minuten da, mit vielen anderen menschen, die schutz vor dem regen gesucht hatten.
als es nur noch troepfelte, gingen wir weiter, einen sehr schoenen steinweg in einem wald. so gingen wir schweigend ungefaehr zwanzig minuten, dann fragte er: "come from?"
ich antwortete, und wir gingen weiter.
oben angekommen, war er natuerlich nicht zufrieden ueber das geld, das er von mir bekam (sagte aber auch keinen preis), doch ich hatte den wirt meines guesthouses nach dem angemessenen preis gefragt und nochmal 50% auf diese summe draufgelegt und eigentlich gedacht, dass er sich vielleicht freut oder so, aber darauf wartet man vergeblich.
man koennte schliesslich immer mehr geld geben und noch mehr und noch mehr. und "germany is a rich country", deshalb sagt man oft gar nicht so gern, dass man von da kommt.
ich gratulierte mir zu meinem entschluss in die berge zu ziehen. sass auf der terrasse (es regnete nicht mehr) und trank einen tee nach dem anderen, schaute mich um, streckte die beine aus.
ich waehlte schliesslich wegen des wetters nicht das zimmer mit den fenstern in drei himmelsrichtungen, sondern ein zimmer, das etwas geschuetzter lag und auch ein eigenes badezimmer (mit heisswasser und europaeischer toilette) hatte. ich ass ein sandwich, ich schaute die buecher durch, die dort auf einer ablage gestapelt waren.
ich hatte das gefuehl, im urlaub zu sein.
es kam ein junges deutsches paar an, die momentan die einzigen anderen gaeste in meinem guesthouse sind. schnell war ich in ihre abreiseprobleme verwickelt, denn sie muessen in ein paar tagen nach delhi, bloss wie usw.
es schien ein riesiges problem zu sein, dabei gibt es mindestens 30 verschiedene laeden in mcleodganji, die busfahrten nach delhi anbieten.
schliesslich entschieden sie sich fuer ein taxi, buchten, kamen dann wieder ins zweifeln, ueberlegten hin und her und diskutierten alle moeglichen wenns und abers, und ich diskutierte kraeftig mit.
fuer mich dachte ich: nachtbus deluxe und dann jugendherberge, das ist die beste loesung (so wie ich das naemlich mache). ich sagte es natuerlich auch, aber die beiden fanden den gedanken an eine jugendherberge offensichtlich nicht anziehend.
es war ziemlich kuehl. ich trug meine lange unterwaesche, drei schichten kleidung und die tibetische jacke (schoen, nicht doof!), die ich hier gekauft habe, sowie eine dicke wollmuetze. da ich in den fuessen fror, nahm ich ein heisses fussbad.
dann nahm ich auf der terrasse ein wunderbares, warmes abendessen zu mir und fiel ziemlich bald ins bett, schlief mit zwei schichten kleidung und drei decken, von denen die eine ungefaehr 5 kilo wiegt, tief und fest, bis der morgen kam.
nach dem fruehstueck (banana porridge und cheese sandwich) ging ich mit den beiden deutschen, die in berlin wohnen, zu einem anderen guesthouse in der naehe, weil es dort so schoene thangkas (tibetische mandalamalereien) geben sollte.
es war ein ziemliches luxusguesthouse, mit alten moebeln, ausblick auf die hoechsten schneegipfel, eingeglaster veranda, holzkamin, bibliothek, teppichen usw., aber die mandalamalereien waren ausgebleichte reproduktionen, und wir setzten uns hin und tranken kaffee und tee zu europaeischen preisen.
wir liessen uns die preisliste fuer die zimmer geben und schlackerten ziemlich mit den ohren, da ein zimmer ungefaehr ausserhalb der saison ungefaehr das zwanzigfache kosten sollten, was wir in sagar cottage bezahlen.
die besitzerin war aus england/irland, und war offensichtlich ziemlich gestresst. was die preise anging, so fand ich sie voellig unangemessen, und ich glaube sie auch, denn sie verwickelte sich selber staendig in rechtfertigungen, gab irgendwelche versprechungen ab (dass es billiger wuerde, wenn man laenger bleiben wuerde) und wurde am ende sogar pampig, als wir unsere getraenke getrennt zahlen wollten.
das ganze machte auf mich einen ziemlich unangenehmen eindruck.
ich wuerde sagar cottage sowieso gegen kein anderes guesthouse tauschen wollen. bijar, der dort arbeitet, ist ein wunderbar freundlicher und angenehmer mensch. man braucht nur sagen, was man will und gleich rennt er und holt es und bereitet es zu.
er hat ein schoenes laecheln. er ist ein ausgezeichneter koch.
als ich heute vormittag mit ihm auf der terrasse (es ist eine grasflaeche) sass (ich sass an einem tisch, er hockte in einer ecke mit ausblick auf das dorf baghsu), hoerte ich etwas, das wie kindergeschrei klang, und ich fragte ihn, ob das kinder seien.
er sagte, nein, jemand ist gestorben.
von oben konnte man einen grossen trauerzug sehen, der durch das dorf ging, und jetzt hoerte ich auch, dass es klageschreie waren und keine spielenden kinder.
er sagte, es war ein achtzehnjaehriges maedchen. sie ist in der nacht gestorben. sie war die kusine des tea stall besitzers ganz in der naehe von meinem guesthouse, bei dem ich gestern ein snickers gekauft habe, und er war deshalb heute nicht da.
jetzt bin ich in mcleodganji, um "letzte erledigungen" zu machen. morgen moechte ich gern eine wanderung zur schneegrenze machen, die durch ein gebiet mit bluehenden rhododendronbueschen fuehrt.
und dann faengt mein kurs an. ob ich mich vorher noch einmal melde, weiss ich nicht.
es geht mir jedenfalls gut, und ich hoffe, euch allen auch.

Freitag, 20. März 2009

die besonderheit von mcleodganji

die besonderheit von mcleodganji ist, dass man jedes mal, wenn man ein restaurant besucht, einen zettel und einen stift vorgelegt bekommt. darauf soll man seine bestellung notieren.
das erste mal sagte ich, was soll ich mit dem zettel, aber jetzt kenne ich mich schon aus und greife beim betreten des lokals sofort nach zettel und stift.
ich habe heute mit der schwedin angela (die uebrigens eine finnlandschwedin ist, was sich am ende unserer wanderung herausstellte, auf der wir ausschliesslich englisch sprachen) eine wunderbare ungefaehr sechsstuendige wanderung gemacht.
dabei habe ich auch ein guesthouse gefunden, in das ich morgen umziehen werde.
es ist etwa eine stunde fussweg (bergauf) von mcleodganji entfernt und liegt mitten in der natur. man hat aussicht auf viele berggipfel. das zimmer, das ich mir zeigen liess, hat grosse fenster in drei himmelsrichtungen.
ich muss mir morgen einen "porter" nehmen, weil ich mein gepaeck, das inzwischen ungefaehr 20 kg wiegt, nicht selber hochschleppen kann.
da es in meinem guesthouse ab morgen kein zimmer mehr fuer mich gibt, dachte ich, ich koennte gleich richtig zuschlagen und noch was besonderes machen.
nicht weit davon entfernt wohnt "meine" frau, bei der ich gestern minztee getrunken habe.
angela und ich versuchten auch heute, sie zu besuchen, aber sie war nicht zuhause. also assen wir mit zwei frauen und einem maedchen aus dem dorf eine packung kekse, die wir mitgebracht hatten, und gingen dann wieder zurueck. auch die bueffeldame war natuerlich wieder da (sie ist ja angebunden und kann nicht weg) und drehte uns heute neugierig ihren kopf zu.
ich kann zwar jeden tag nach mcleodganji kommen, aber ich verspreche erstmal keine taeglichen blogeintraege fuer die naechsten tage.
im "brothers in exile" ass ich eine nudelsuppe, aus gruenden der originalitaet. danach kaufte ich mir in der tibetischen baeckerei einen apfelkuchen.
im "green shop", wo man sehr schoene handgemachte tagebuecher aus recyceltem papier verkauft, begegnete mir eine franzoesin, die es fuerchterlich satt hatte, immer nur englisch zu reden (dabei verstand der alte mann in dem shop gar kein englisch) und sich gleich auf mich stuerzte, als sie merkte, dass ich ihren franzoesischen verzweiflungs-wortschwall verstand.
an einem dvd-stand kaufte ich zwei dokumentarfilme ueber tibet. der verkaeufer versprach mir, dass ich beim anschauen weinen wuerde, jedenfalls beinahe.
in meinem zimmer im "ladies venture" bildete sich ein feuchter fleck an der decke und ich ging, um bescheid zu sagen, aber der "mann fuer alles" sagte, das sei "no problem", das passiere andauernd, es sei irgendwas mit dem darueberliegenden badezimmer nicht in ordnung.
ich bin heute nicht vom weg abgekommen, bloss ueber einen stacheldrahtzaun geklettert, deshalb gibt es gar nicht so viel zu erzaehlen.
jetzt muss ich ein wenig arbeiten und hoffentlich geld verdienen.

Donnerstag, 19. März 2009

der ziegenweg und ein tee mit nanaminze

wolltet ihr die einzelheiten zu meiner verdauung hoeren? nur so viel: ich bin der modernen medizin sehr, sehr dankbar!
nachdem ich mich heute viel gesuender fuehlte, plante ich sogleich eine wanderung.
ich fruehstueckte wieder im "peace cafe" und stellte fest, dass ich nicht die einzige reisende bin, die sich rasch gewohnheiten zulegt, denn an genau den selben tischen wie gestern sassen genau die selben leute und assen genau die selben sachen wie gestern.
bloss ich ass was anderes, naemlich nudelsuppe mit gemuese und kaese. aus china weiss ich, dass das voellig in ordnung ist, zum fruehstueck eine suppe zu essen. und mir war einfach nicht mehr nach honigtoast zumute...
eine frau kam strahlend auf meinen tisch zu und fragte auf schwedisch, ob ich schwedisch spreche.
ja, sagte ich.
bist du schwedin?
nein, antwortete ich, aber ich wohne in schweden.
sie hatte meinen fjaell-raeven-rucksack gesehen und daraus geschlossen, dass ich schwedin sei.
sie entschuldigte sich sofort (auf englisch), sie wollte mich nicht stoeren, entschuldigung, falls sie mich vielleicht gestoert habe, also entschuldigung, entschuldigung. darauf zog sie sich zurueck.
dabei hatte ich gar nichts gesagt.
ich fand diese begegnung so typisch fuer schweden und die schweden, dass es mich beinah ein wenig deprimiert hat. waere ich echte schwedin gewesen (nicht nur ein mensch, der in schweden wohnt und schwedisch spricht), haette sie dann mit mir geredet?
ich ging spaeter dann jedenfalls zu ihr hin und erklaerte, dass die fjaell-raeven-rucksaecke einfach eine super qualitaet haben und nicht kaputt zu kriegen sind.
darauf entspann sich dann doch ein gespraech (auf englisch), mit dem resultat, dass ich vorgeschlagen habe, wir koennten morgen gemeinsam wandern gehen.
aber erstmal packte ich bananen, walnuesse, joghurt und wasser in meinen rucksack und machte mich allein auf den weg.
ich kaufte auch ein busticket fuer meine rueckfahrt nach delhi, kaufte dann noch eins, weil die zeiten besser waren, und brachte das andere ticket wieder zurueck, wobei ich natuerlich einen teil vom preis verlor (ungefaehr 2 euro).
macht doch nichts, sagte ich zu dem sauren inder, jetzt koennen sie das ticket doch noch einmal verkaufen.
ich wusste, dass es einen kleinen pfad gibt, der zu einem kleinen wasserfall fuehrt, und auch wenn kleine wasserfaelle mich nicht besonders interessieren, so sind sie doch immer ein gutes ziel fuer eine wanderung.
als ich von mcleodganji schon ziemlich hoch gestiegen war und die strasse sich in einen pfad verwandelt hatte, kam ich durch eine ansammlung von haeusern. ziegen und kuehe standen angepflockt herum, frauen waren mit irgendwelchen arbeiten beschaeftigt.
der pfad fuehrte genau zwischen diesen haeusern hindurch, und ich wurde ein wenig zoegerlich, aber eine junge indische frau winkte mich weiter. sie ging ein stueck mit mir (sie war mit der machete auf dem weg, weizen zu ernten) und fragte, ob ich vielleicht auf meinem rueckweg bei ihr ein glas tee trinken moechte.
wir verabredeten sogar eine zeit.
ich liess mir den weg zum wasserfall erklaeren (erst bergab, dann wieder bergauf) und trabte los.
ein junger inder sagte, der pfad, den ich gehen wolle, sei ein wenig "risky", aber wenn man aufpasse, koenne nichts passieren.
irgendwo habe ich mich dann offensichtlich verstiegen und bin viel zu hoch in die berge hinein gewandert. der pfad verwandelte sich in ein pfaedlein und hoerte dann irgendwie auf, und ich stand zwischen felsen und wusste nicht genau, wie ich weitergehen sollte. zurueck wollte ich nicht, aber nach vorne gab es nichts ausser ein wenig heruntergetrampeltes gras, steine und rutschspuren und abhaenge.
ich bewegte mich auf dem ziegenpfad weiter, glaube ich, es ging steil bergab, und es war nicht besonders lustig. ein paar mal trat ich ins leere, rutschte aus oder verhakte mich in einem ast. der weg war ausserdem gesaeumt von stacheligem gestruepp, unter dem ich mich wegzuducken versuchte, das trotzdem an mir kratzte und riss. ich ueberlegte natuerlich, was ich tun sollte, wenn ich mir den knoechel verstauchen oder sogar brechen wuerde, oder sonstwas...
irgendwann hatte ich dann wieder festeren boden unter den fuessen und sah den richtigen wanderpfad, den der indische mann als "risky" bezeichnet hatte, der aber im vergleich zu meinem abstieg eine art sonntagswanderweg war.
ich lief zum wasserfall, der ein schnuersenkelduennes rinnsal war und beeilte mich dann zurueck zu kommen, schliesslich hatte ich eine verabredung.
drei maenner mit roten haenden begegneten mir. ich fragte, warum sie rote haende haetten. sie haetten ein haus rot angemalt, sagten sie und zeigten in die richtung, wo das rote haus lag.
nach gut drei stunden anstrengender wanderung war ich schon ein wenig schwach und bewegte mich in zeitlupe vorwaerts.
die junge frau hatte schon auf mich gewartet und lud mich in ihr haus ein. das haus hatte ungefaehr eine grundflaeche von zehn quadratmetern, aber zwei stockwerke, in denen sie mit ihrem mann und ihren zwei kindern wohnte.
ich sollte mich aufs bett setzen. das zimmer war sehr einfach, aber sehr sauber. metallenes geschirr stand an den waenden aufgereiht. in einem kleinen regal waren in plastikschraubglaesern sachen, die man zum kochen braucht.
sie hatte frische minze gepflueckt. dann machte sie feuer an der herdstelle mit etwas holzspaenen und dann trockenen aesten, die sie langsam immer weiter hineinschob.
es kam eine nachbarin mit ihrer kleinen tochter mit dazu, setzte sich auf den boden und trank auch tee.
der ungefaehr zehnjaehrige sohn kam und setzte sich neben mich und erzaehlte, dass er sehr gerne kricket spielt und dass englisch sein lieblingsfach in der schule ist, wie seine englischlehrerin heisst, und dass er heute frei hat, weil irgendeine zeit nach einer pruefung ist.
seine schwester sei gerade in mcleodganji beim einkaufen.
die frau waermte auch ein paar chapati uber dem ofen, und alle in dem kleinen raum assen chapati und tranken tee. die zwei frauen unterhielten sich miteinander, der kleine junge unterhielt sich mit mir, und das kleine maedchen unterhielt sich mit dem hund duffy, der vor der tuer lag.
dort lag, ein paar treppenstufen tiefer, auch eine riesige bueffeldame, die mir ihr hinterteil zudrehte, das ich durch die offene tuer ausgiebig studieren konnte.
es war wirklich nett. die frau sagte, ich solle wiederkommen. ich gab ihr etwas geld, obwohl ich nie weiss, was in solchen situation angemessen ist.
spaeter habe ich mich in mcleodganji nach der moeglichkeit erkundigt, einen kochkurs fuer tibetisches essen zu machen. vielleicht lerne ich uebermorgen, wie man tibetische suppen macht.

Mittwoch, 18. März 2009

mein tag

dies war mein tag. ich hatte mehrere dinge vor. erstens wollte ich zum arzt gehen, zweitens mich wegen einer reisemoeglichkeit nach delhi erkundigen, drittens ein wenig shoppen.
die nacht war etwas kuehl und vor allem sehr hart. zwischendurch musste ich mich ein wenig anstrengen, um wieder einzuschlafen. ich kaufte mir gleich nach dem aufstehen ein paar handgestrickte wollsocken. mit meiner zimmergenossin, einer englaenderin, verabredete ich, am abend ins kino zu gehen.
wir wollen uns "slum dog millionaire" anschauen, ein film, von dem ich in den letzten wochen so viel in der zeitung gelesen habe, dass ich wirklich gluecklich bin, ihn mir jetzt anschauen zu koennen.
in indien ins kino, koennt ihr euch das vorstellen? es ist wie ein wunder...
ein weiteres wunder war mir beschert: ich konnte sofort nach dem fruehstueck (das ich im "peace cafe" zu mir nahm), in ein eigenes zimmer umziehen. es ist ein doppelzimmer mit schoenem ausblick. das fenster schliesst zwar nicht, aber dafuer habe ich sehr viele dicke decken. das badezimmer teile ich mit meinen zimmernachbarn.
ich erkundigte mich nach einem arzt und wurde zu einem doktor mawarh neben dem dalai lama tempel geschickt.
erst brachte ich meine waesche zum laundry service, da das waschen im guesthouse nicht erlaubt ist.
dann wanderte ich langsam richtung dalai lama tempel.
ich mag dharamsala. es hat eine wunderbare ausstrahlung. die tibeter sind freundlich und wirken modern. ich habe einen viel direkteren bezug zu ihnen als zu den indern. vor allem die frauen sehen selbstbewusst aus.
das schoenste laecheln haben die tibetischen moenche und nonnen, die einem auf schritt und tritt begegnen. haben die gar kein moenchs- und nonnenleben?, fragte ich mich heute. sie sitzen auf der sonnenterrasse im cafe und trinken cappuccino, sie lassen ihre schuhe putzen, sie trinken pepsi cola, sie kaufen turnschuhe, sie laufen herum und laecheln einen mit diesem wunderbaren laecheln an.
da ich etwas zeit hatte, bis mein doktor in die praxis kam, ging ich in den dalai lama tempel, wanderte ehrfuerchtig herum, betrachtete die wunderbaren wandmalereien und riesigen buddhafiguren und die pilger, die sich auf blankgewetzten brettern eins ums andre mal auf den boden warfen, ich kaufte ein paar buecher und ging dann zum doktor.
er stellte mir ein paar gezielte fragen, drueckte mir auf den bauch und auf den magen, steckte dann ein paar tabletten in ein tuetchen aus zeitungspapier und schrieb auf einen zettel, was ich essen darf (und vor allem, was nicht). ich glaube, dass ich in diesen tagen ziemlich viel abnehme, bei einer joghurt-toast-bananen-diaet...
natuerlich vertilgte ich im eifer des gefechts dann gleich die doppelte menge an verschriebenen tabletten: kann ich eigentlich gar nichts richtig machen?
er sagte, die krankheit braucht sieben tage, um auszubrechen und sie heilt nicht von selbst, weshalb ich jetzt antibiotika essen muss.
war es doch der tee in delhi, der mir den garaus gemacht hat?
nach einer ausgiebigen shoppingrunde (wie ausgiebig, berichte ich hier lieber nicht, aber es ist fuer einen guten zweck) ass ich im "brothers in exile", das bereits mein lieblingslokal geworden ist, eine schuessel gekochte kartoffeln in ingwerbruehe und trank einen kraeutertee dazu.
ich redete ein wenig mit dem hund, der zum cafe gehoert, nannte ihn "moppelchen", weil er ein sehr gut genaehrter spitz ist.
es gibt hier viele gut genaehrte hunde.
ein inder, der am nebentisch sass und eine rote pudelmuetze aus einem unsaeglichen, glaenzenden kunstfasermaterial trug, fragte mich, ob ich den namen des hundes wuesste.
nein, sagte ich.
handsome, sagte er und schnalzte ein wenig mit der zunge, um handsome zu sich zu locken. er kennt mich schon, sagte er laechelnd. dann bat er mich an seinen tisch, und ich setzte mich zu ihm.
er hiess swami und war meditationslehrer und reikimeister.
er begann, mir einen vortrag ueber meditation zu halten und darueber, dass es moeglich ist, dadurch frei zu werden. ich liess ihn reden, obwohl ich eigentlich keine lust drauf hatte, dass mir jemand einen vortrag haelt.
er versprach mir eine meditationsmethode, die wirklich gluecklich macht.
ich will eigentlich nur in dharamsala herumlaufen, sagte ich, und shoppen.
ich fand ihn doch irgendwie interessant und ging ein stueck mit ihm. er zeigte mir sein "behandlungslokal", das ein zimmer in einem guesthouse ist und nahm seine pudelmuetze ab, unter dem ein wirrer haarschopf zum vorschein kam. unter seiner gelben yogi-kleidung zeichnete sich ein ordentlicher kugelbauch ab.
er sagte, er sei sicher, dass unsere begegnung nicht zufaellig gewesen sei. erst der hund, handsome, dann haben wir angefangen, miteinander zu reden, so was passiere schliesslich nicht alle tage.
natuerlich war ich auf meiner hut, aber es gab nichts, was mein misstrauen erweckte.
ich glaube nicht, dass ich zu ihm gehe, um mir die meditationsmethode fuer "happiness" zeigen zu lassen. ich glaube auch nicht, dass ich sechs stunden mit ihm wandern gehe, wie er auch vorschlug.
aber der ausblick von seinem guesthouse war phantastisch.
ich habe uebrigens auch punkt drei erfuellt, mich wegen einer reisemoeglichkeit nach delhi erkundigt, und es sieht aus, als haette ich etwas gefunden, was meine beduerfnisse genau erfuellt.
und jetzt ist es zeit fuers kino.
ich liebe dharamsala!!

Dienstag, 17. März 2009

der verlust eines guesthouses und letzte station

liebe leser, die ihr es bis hierher ausgehalten habt! ich bin an meiner letzten station angekommen:
dharamsala. hier bleibe ich, bis es wieder zurueck nach delhi geht und dann zum flughafen. aber so weit bin ich noch nicht.
gestern abend in chandigarh habe ich mein guesthouse verloren.
dazu muss ich aber vielleicht erst erklaeren, wie ich es gefunden habe. ich hatte aus dem guidebook eine hotelempfehlung herausgesucht und liess mich von dem wiederstrebenden fahrradrikschafahrer dorthin fahren. er sagte, "fully booked", ich glaubte ihm aber nicht, weil ich den rikschafahrern irgendwie nicht so viel glaube, was natuerlich furchtbar ist, denn manchmal sprechen sie die wahrheit.
erst mal haute es mich vor dem hotel auf die schnauze und der rucksack fiel mir ueber beide ohren. ich rappelte mich wieder auf und kletterte die treppe des hotels hoch, um mir sagen zu lassen, das hotel sei "fully booked", es gaebe aber einhundert meter weiter ein hotel, in dem zimmer frei waeren.
als ich aus dem hotel ins freie trat, sprach mich ein lauernder mann an, ob ich ein guesthouse suche.
ich sagte natuerlich nein, weil ich in indien zu einem menschen voller misstrauen geworden bin.
der kleine lauernde mann liess mich aber nicht allein, folgte mir und wiederholte seine frage, bis ich ihn endlich anschnauzte, er solle mich jetzt in ruhe lassen, ich wuesste schon was, naemlich das hotel so-und-so.
ich ging zum empfohlenen hotel, liess mir ein scheussliches zimmer zeigen, einen horrenden preis sagen (der bereits die reduktion eines noch horrenderen preises war) und stand wenig spaeter wieder auf der strasse, so ziemlich am ende meines lateins. sollte ich vielleicht den nachtbus nach dharamsala nehmen? ein schrecklicher gedanke.
da tauchte der kleine lauernde mann wieder auf. taeuschte ich mich oder war in seinem gesicht ein gewisser triumph zu lesen?
guesthouse, ma'm?
na gut, sagte ich und schluckte meinen stolz hinunter, zeigen sie mir mal, was sie auf lager haben.
also fuehrte er mich ueber die strasse, in ein ruhiges wohnviertel hinein, wir bogen einmal rechts ab, dann wieder (oder links) und dann standen wir vor dem guesthouse, von dem ich gestern geschrieben habe.
der kleine mann begleitete mich dann noch einmal zurueck, zeigte mir den weg, und dieser war pipi-einfach, das viertel wirkte wohlhabend und gar nicht gefaehrlich. moppelige hunde sassen vor gartentoren, kinder spielten, frauen und maenner spazierten herum.
als ich dann, nach essen und internetbesuch, wieder zurueck wollte, fand ich das guesthouse nicht mehr.
ich ging ueber die strasse, in das wohnviertel hinein, dann einmal rechts, und dann wusste ich nicht mehr weiter. jetzt links oder rechts? ich probierte alles aus, aber ich fand einfach das guesthouse nicht.
um jetzt ein gestaendnis ueber mein leicht seltsames gehirn abzugeben, muss ich vielleicht einfuegen, dass ich kurze zeit sogar dachte, sie haetten das guesthouse-schild nur aufgehaengt, um mich zu taeuschen und einzufangen, und jetzt haetten sie es wieder weggetan, weshalb auch immer, um meine schmutzwaesche zu klauen?
ich fragte vater und sohn sikh, die ihren turban schon abgemacht hatten und mit barem haarknoten im garten ihres hauses mit irgendwas beschaeftigt waren (es war schon dunkel), aber sie konnten mir nicht helfen, was sie jedoch in ausgezeichnetem englisch formulierten.
als ich schliesslich noch ein wenig herumgeirrt war, fragte ich eine sikh-familie, einen mann und eine frau mit einer kleinen tochter, die einen mit kleinen spiegeln bedeckten anzug anhatte.
die frau wusste bescheid, und die familie begleitete mich zu meinem guesthouse. natuerlich gab mir der mann den guten rat, ich sollte naechstes mal die adresse aufschreiben...
und so sah das fruehstueck aus, das ich in meinem guesthouse zu mir nahm und das aus zitronentee und buttertoast bestand: heute morgen war ich also am long-distance-busbahnhof von chandigarh. wieder ein indisches wunder an sauberkeit und klarheit. ich konnte sogar einen jungen mit einem zucken meiner augenbrauen dazu bringen, eine serviette wieder aufzuheben, die er soeben auf den boden hatte fallen lassen.
ich hatte glueck: der bus fuhr bald ab, ich hatte einen sitzplatz und etwas miniproviant in meinem rucksack.
punjab gefiel mir eigentlich immer besser, je weiter noerdlich wir kamen. in meinem reisefuehrer hatte ich gelesen, dass dieser teilstaat relativ wohlhabend ist, was auf den einfluss der sikh zurueckgefuehrt wird, die hier wirklich das strassenbild beherrschen, obwohl sie nicht die majoritaet der bevoelkerung darstellen.
ab und zu kamen uns jetzt schon phantasievoll angemalte lastwagen aus himachal pradesh entgegen, und ich bekam ein gutes vorgefuehl.
ich teilte meine sitzbank zuerst mit zwei sich sehr ausbreitenden maennern, dann mit zwei sich zusammendrueckenden frauen mit kleinem kind.
der fahrer trug einen fliederfarbenen turban, hatte sich seinen vollbart schwarz gefaerbt und war so sehr in seine hupe verliebt, dass ich zum ersten mal in indien meine gehoerschutzstoepsel aus der tasche kramte.
ich wusste nicht genau, wie lange die busfahrt dauern wuerde. da ich aber bisher, wenn ich leute nach sowas gefragt habe, nie eine zutreffende antwort bekommen habe, beschloss ich, einfach abzuwarten. alles zwischen sechs und neun stunden erschien mir moeglich, fuer eine strecke von 250 km.
dann endlich fuhren wir in die berge, und mir ging das herz auf. hier gefiel es mir. es gab gepflegte haeuser, gepflegte gaerten, eine wunderbare landschaft, es gab gruen und blumen und grosse steine, taeler, gewaesser, menschen, die irgendwie zufrieden aussahen, und auch die kuehe und ziegen machten wieder einen zufriedeneren eindruck.
es gibt hier eine neue erscheinung, die ich aus suedindien noch nicht kenne: es sind die fliegenden busverkaeufer. einer hatte einen ganzen gemischtwarenladen von naehzeug bis taschenlampe in seiner umhaengetasche. ein anderer verkaufte wortreich ein mittel zur wasserreinigung (da ich kein hindi kam, ist das der schluss aus der tatsache, dass er das wort "pani" fuer "wasser" sehr oft verwendete und dann kleine weisse plastikflaeschchen aus der tasche zog). ein dritter verkaufte eine "maschine" (das war jedenfalls das wort, das er dafuer verwendet), mit der man aus orangen und zitronen den saft direkt extrahieren kann, ohne sie also aufzuschneiden und auszupressen.
eine solche "maschine" kaufte ich mir.
zum essen kaufte ich mir eine geschaelte und geschnittene gurke mit salz und kraeutern mit zitronensaft auf einem blatt, was sehr gut schmeckte, und eine mischung aus frittierten linsen, roten zwiebeln und einer art selleriewurzel (und natuerlich chili), auch mit zitronensaft, serviert auf einem stueck zeitungspapier. als esswerkzeug bekam man einen kleinen karton. auch das schmeckte sehr gut.
dann war ich in dharamsala, fuhr mit dem bus weiter nach mcleodganji, suchte ein guesthouse (auch das eine lange geschichte), fand ein bett im angenehmen "ladies venture" und werde morgen dort in ein eigenes zimmer umziehen.
mcleodganji ist ein freundlicher ort, es sind viele traveller auf der strasse unterwegs, aber auch viele tibetische moenche. viele exiltibeter leben hier, und ich ass eine tibetische nudelsuppe in dem kleinen sympathischen lokal mit dem namen "brothers in exile", das etwas wie ein musikrestaurant ist (die brueder haben auch eine eigene cd herausgegeben).
mein guesthouse, in dem ich ein bett im mehrbettzimmer bezogen habe, liegt neben einem nonnenkloster. es gibt tibetische buchlaeden, buddhistische buchlaeden, "normale" buchlaeden, man kann alle moeglichen dvds mit buddhistischen filmen kaufen, es gibt restaurants mit "original italian food", es gibt einen "green shop" mit ausschliesslich umweltfreundlichen artikeln.
und ich habe die ersten schneebedeckten gipfel des himalaya gesehen.
kurz, es gefaellt mir hier, ich bin froh, hierher gefahren zu sein, und ich werde die naechsten tage noch mehr berichten, bevor ich dann ins kloster einchecke.

Montag, 16. März 2009

was le corbusier in indien verloren hat

heute morgen verliess ich rishikesh mit einem om-t-shirt (ich konnte einfach nicht wiederstehen... aber bloss zum schlafen, oder fuer den garten, heimlich!!), einem reiki-II-diplom und einer handgemachten klangschale im gepaeck. ausserdem habe ich mir gestern dort eine neue huefttasche gekauft (modell rishikesh) und sie gegen meine uralte aus dem jahr 1998 ausgetauscht.
es war schwer, von rishikesh aufzubrechen, einfach, weil der gedanke daran, wie kompliziert und anstrengend die reise nach dharamsala sein wuerde, mich voellig laehmte.
gestern hatte ich nach einem grossen waschvormittag einen letzten besuch im "little buddha cafe" gemacht, um mir von dem kleinen kellner, der sein t-shirt mit der aufschrift "if being sexy, is a crime you can arrest me" (man beachte das komma!!) trug, eine portion gekochtes gemuese und gekochten reis servieren zu lassen (so viel zum zustand meines magens gestern) und zwei lemon soda zu trinken, waehrend ich in meinem reiki-manual las.
dann hatte ich meine letzte reikisitzung, und nachdem ich am tag zuvor etwas mit meinem lehrer zusammengerumpelt war, weil ich fand, dass er so unkonzentriert und ungeduldig war, nahm er sich jetzt schrecklich viel zeit fuer alles, und ich war erst um 22 uhr, also nach fuenf stunden, wieder im guesthouse, total geschafft und hungrig, aber ich hatte bloss eine kleine tuete cashewnuesse, die ich in mich hineinschuettete, bevor ich mich zum schlafen hinlegte.
auf den naechtlichen gassen traf ich auch die frau aus san francisco noch einmal, die vor ein paar tagen stoehnend und ruelpsend neben mir im "little buddha cafe" gesessen hatte und wuetend auf eine andere frau aus amerika gewesen war, der es aber inzwischen offensichtlich wieder besser ging, denn sie versuchte, einen lang- und schwarzhaarigen juengling an der rezeption des krishna cottage vorbeizuschmuggeln, allerdings ohne erfolg.
in der frueh packte ich, zahlte und lief los, um mich auf dem weg von allen bettlern und sadhus zu verabschieden, von dem lahmenden hund und von der schwangeren kuh, allen, die so meinen weg in den letzten zehn tagen gesaeumt und die ich irgendwie liebgewonnen habe.
ich traf den sadhu wieder, den ich vor ein paar tagen gefragt hatte, wie ich zum shivatempel komme (er teilte grade einen morgenjoint mit zwei anderen sadhus) und er fragte strahlend, ob ich wirklich die dreieinhalb stunden bergauf gelaufen bin. ich bejahte. er war genauso beeindruckt wie der luftwaffeningenieur und rief mir ein "harriooom" hinterher, der typische rishikesh-gruss, von dem ich nicht weiss, was er bedeutet.
ein letztes mal lief ich ueber die haengebruecke, die eigentlich fussgaengerbruecke heisst, was aber in der praxis "fussgaenger"- und "motorisierte zweirad"-bruecke bedeutet, und jetzt ratet mal, wer die vorfahrt hat?
ich ass ein kleines und vorsichtiges fruehstueck im madras-cafe und unterhielt mich mit einer blassen frau aus deutschland, die erst seit zwei tagen hier und seit vier tagen in indien war, aber rishikesh schon vor zwanzig jahren kennengelernt hat.
sie sagte, "als die leprakranken noch auf der anderen seite der bruecke sassen und hinter einem herschrien und -jammerten, das waren noch zeiten".
die frau war gar kein typischer rishikesh-yoga-hippie, sie siezte mich zum beispiel, was mich erst schockierte, mir dann aber gefiel. wir konnten ein kleines, feines, deutsches gespraech fuehren...
ich muss jetzt schnell was zu diesem internetcafe sagen. "internetcafe" ist ein voelliger euphemismus, aber sie nennen sich selber so. dieses "internetcafe" ist ein kleines kabuff, wo ich neben zwei jugendlichen indern sitzen, die grade eine sms mit dem text "when they make love most men have fantasies, their women don't fantasize" an irgendeinen gluecklichen schicken.
soviel zur privatsphaere. ich hab die tastatur auf den knien und weiss nicht so recht, wohin mit den fuessen, weil davor ein ausrangierter computer steht.
man kann sich indien einfach nicht vorstellen. wie schnell alles verschmuddelt und vernachlaessigt aussieht oder wirklich vernachlaessigt wird. der dreck, der sich auf den tastaturen festsetzen kann, wie man einfach werkzeug und alles moegliche herumliegen laesst und die dreckigen kabel mit einem tesafilm zusammenbindet.
ich dachte es auch auf der busreise. es ist oft ein elend, in welchem dreck und chaos die leute arbeiten und leben mussen, und die frage ist, einen wie grossen anteil das klima hat, die hitze, der monsun, und wieviel anteil die kultur hat, die mentalitaet. ich weiss es nicht. an dieser frage haben sich wahrscheinlich schon viele die zaehne ausgebissen.
es hat mich nach chandigarh verschlagen. ich bekam naemlich gestern die eingebung, hier meine busreise zu unterbrechen. chandigarh wurde auf einer anderen internetseite als etwas beschrieben, was es in indien eigentlich gar nicht geben duerfte. es ist eine stadt, die anfang der fuenfziger jahre von le corbusier auf dem reissbrett entworfen wurde, im wunsch, indien eine stadt zu schenken, in der man von null anfangen kann, in einer menschengerechten und ueberschaubaren umgebung.
deshalb ist die stadtstruktur klar und geradlinig, es gibt lauschig gedachte strassen, die von baeumen bestanden sind, und die stadt ist in sektoren aufgeteilt (ich befinde mich momentan im 22sten), aber diese klare und uebersichtliche struktur ist jetzt nicht nur von der zeit und vom wetter angefressen, sondern natuerlich von indischem leben gefuellt, das resultat ist eine etwas befremdliche mischung.
der busbahnhof ist auf jeden fall der uebersichtlichste und sauberste, den ich in indien jemals gesehen habe. was nichts daran aendert, dass sofort, als ich dem bus enttaumelt war, eine gruppe rikschazuhaelter und hotelhaie mich umringte und an den rand der verzweiflung brachte, worauf sie dann wieder sehr fuersorglich und hilfsbereit wurden.
ich habe leider nicht viel zeit, mir chandigarh anzuschauen, denn ich moechte morgen schon wieder weiter, nicht zuletzt, weil die preise hier ziemlich hoch sind (fuer mein zimmer in einem etwas ranzigen, aber freundlichen guesthouse zahle ich 700 rupies, das ist hoechstpreis auf dieser reise).
ich hatte am morgen uebrigens ziemliches glueck mit den bussen, erwischte sofort einen kleinen bus nach haridwar und dann ohne wartezeit einen anschlussbus nach chandigarh, wo mir ein sitzplatz zugewiesen wurde und es sogar platz fuer meinen rucksack unter der sitzbank gab.
busfahrten sind interessant. man kann nicht lesen (ausser der zeitung, die ich mit meinen sitz- und banknachbarn teilte), also schaut man aus dem fenster und stellt betrachtungen an. oder man schaut sich seine mitreisenden an und stellt ebenfalls betrachtungen an.
wir fuhren durch utter pradesh, wo ich die naehe delhis, bzw. old delhis auf den strassen spueren konnte. dann kamen wir nach punjab, einen teilstaat, in dem es relativ viele anhaenger der sikh-religion gibt.
diese sikh-religion ist mir auf den ersten blick sehr sympathisch. sie verbietet z.b., in abgrenzung gegen den islam und den hinduismus, das kastensystemu und das wegschliessen von frauen und lehnt den yogi-asketismus als mittel zur gottesfindung ab. die begegnung mit gott erfolgt in der meditation.
die sikhs wirken immer recht wohlhabend und gebildet. die maenner tragen diesen typischen riesigen turban und einen (oft) langen vollbart, weswegen sie mir bei dieser hitze ziemlich leid tun.
beim motorradfahren koennen sie natuerlich keinen sturzhelm aufsetzen. ein alter sikh hatte seinen turban mit einem unter dem kinn geknoteten tuch festgebunden, damit er ihm beim motorradfahren nicht wegflog.
am wegrand waren ueber kilometer weg saeuberlich aufgestapelte kuhfladentuermchen zu sehen, wahrscheinlich der brennstoffvorrat fuer das jahr. es war wirklich kunstvoll gemacht, und wenn ein solches sich nach oben verjuengendes kuhfladentuermchen fertig war, wurde es mit kuhdung ummantelt und dann mit stroh bedeckt.
ich habe mir nur meine eigenen erklaerungen zurecht gezimmert.
es ist naemlich unglaublich schwer, mit leuten ein gespraech zu fuehren, das ueber die aeussersten selbstverstaendlichkeiten hinausgeht. ihr englisch reicht einfach nicht dafuer.
manchmal gibt es inder, die eine gute schule besuchen und besonders gut englisch koennen, und sie moechten sich auch gern mit einem unterhalten. aber sie sind auch nur auf einen bestimmten typ von gespraechen gepolt und getrimmt, so dass sie manchmal klingen wie kleine sprachcomputer, humorlos und ein wenig anbiedernd.
einen inder im bus nach den kleinen kuhfladentuermchen am wegrand zu fragen kam mir ganz einfach nicht in den sinn.
die busfahrt haridwar-chandigarh dauerte sechseinhalb stunden, inkl. einer viertelstunde pause bei einem effektiven schnellrestaurant, wo man dal und naan essen konnte.
ich beschraenkte mich aber wegen meinem magen auf zwei trockene naan.
mein abendessen nahm ich im chinesischen restaurant "chopstick" zu mir. ich bestellte nudeln mit gemuese und ueberraschte den kellner wahrscheinlich dadurch, dass ich die gesamte familienportion ratzeputz aufass.
soll man einem kellner trinkgeld geben, der das fussballspiel australien-griechenland vom fernsehbildschirm wegschaltet, obwohl man als einziger gast gerade dieses fussballspiel interessiert betrachtet hat?
ich fand nein. aber ich akzeptiere auch, wenn jemand eine andere meinung hat.
noch ein nachwort: in der zeitung las ich gestern, dass der kleine junge, der von einer rostigen eisenstange durchbohrt wurde, als er von einem dach herunterfiel, ausser gefahr sei. das war doch mal eine gute nachricht!

Samstag, 14. März 2009

der heilige berg und ein horrorfilm aus israel

heute bin ich also gepilgert. ich schluckte meine gruene und meine braunen pillen, packte cashewnuesse und rosinen und sechs bananen sowie eine flasche wasser in meinen rucksack, schmierte mich mit sonnenmittel ein und lief los richtung stadauswaerts.
vom shivatempel hatte ich nur gehoert und dass man dorthin drei stunden bergauf laeuft (aber mit dem taxi zurueckfahren kann), deshalb lief ich sozusagen nach hoerensagen und in die richtung, in die ich gestern die pilger laufen gesehen habe, die kleine plastikflaschen mit gangeswasser vor sich hertrugen und sehr gesammelt und fromm aussahen.
vom sadhu, den ich fragte, bekam ich eine falsche wegbeschreibung, aber schliesslich war ich dann auf dem richtigen weg, einem betonierten (oder zementierten) pfad, der in den wald hineinfuehrte und auf dem ich gleich auf einen verkaufsstand stiess, an dem man u.a. affenfutter verkaufte, wozu ich mich hinreissen liess.
die ersten affen, die mir dann begegneten, sahen sofort das beutelchen in meiner hand, und jetzt war es natuerlich schluss mit possierlichem affenfuettern, koernchen-hinschmeissen usw., weil ich sofort aus angst vor dem groessten affen, der an mir hochzuklettern versuchte, das beutelchen hinwarf und seinem schicksal ueberliess (wahrscheinlich hat der grosse affe alles allein aufgefressen).
erst dachte ich, ich sei allein auf dem weg, der links und rechts eher einer muellhalde glich.
ich verstehe nicht wirklich, warum die inder allen abfall einfach an ort und stelle fallen lassen, als wuerde ihnen staendig eine grosse fegende mami hinterher laufen.
diese gleichgueltigkeit fuer umwelt und natur ging mir heute frueh ziemlich an die nieren.
als ich ungefaehr eine halbe stunde gelaufen war, hatte ich die ersten pilger eingeholt.
es war eine gruppe von vier maennern, vor denen ich angst gehabt haette, wenn nicht ein alter mann mit einem freundlichen gesicht dabei gewesen waere, mit dem ich ein paar worte wechselte. einer der maenner hatte eine sehr schlechte kondition und bewegte sich schnaufend, stoehnend und schlenkernd vorwaerts.
ich wusste nicht genau, ob es fuer sie eine provokation darstellt, wenn eine frau sie ueberholt. dass ich diese gedanken ueberhaupt dachte, sagt einiges ueber die ausstrahlung, die die indischen maenner in nordindien haben.
ich begegnete so allmaehlich einigen maennergruppen und sah ein, dass der berg nur von maennern bewandert wurde, jedenfalls heute, was natuerlich wieder gedanken in mir entstehen liess, ob sie es vielleicht unpassend fanden, dass eine frau hier herumlief.
andauernd ueberlegte ich, ob ich vielleicht angst haben sollte.
die blicke, die mir begegneten, waren selten freundlich, hauptsaechlich neugierig und ein wenig misstrauisch, wenn nicht sogar voller abneigung. ich habe es jedenfalls so wahrgenommen.
ich versuchte, immer freundlich zu sein und zu laecheln, fragte mich aber auch zwischendurch, ob das vielleicht die falsche strategie war.
ich liess ihnen den vortritt, sagte "namaste" und "tired?", wenn einer sich hinsetzte, um zu verschnaufen, ueberlegte dann gleich wieder ob diese frage vielleicht eine demuetigung und beleidigung fuer sie darstellte.
ich dachte an die geschmeidigen und sanften maenner suedindiens.
mein gehirn lief kurz gesagt auf volltouren. selten war ich auf einer wanderung so wenig entspannt. die natur konnte ich nicht geniessen, sie war auch so verschandelt.
ich machte die beobachtung, dass die meisten pilger das wandern nicht gewohnt waren, sie hatten also ueberhaupt keine technik und auch nicht viel kondition.
die jungen bewegten sich mit jugendlicher kraft vorwaerts und manchmal mit in der gruppe ausgestossenen kraftschreien, fielen aber nach ein paar hundert metern wieder ermattet zusammen und legten sich hin.
die alten bewegten sich mit willen und prustend, watschelnd und schwitzend vorwaerts, und wenn ich es wagte, einen zu ueberholen, dann erhoehte er gleich das tempo und es war mir, als floegen kleine fluchpfeile hinter mir her.
es gab ein paar zaehe, denen man ansah, dass sie in ihrem leben schon sehr viel gelaufen waren.
wegen meiner von der krankheit noch geschwaechten kondition war ich von anfang an ziemlich langsam gegangen, mit kleinen schritten, machte nur manchmal pause, um wasser zu trinken, setzte mich aber nie hin.
an manchen verfallenen mauern waren fotokopierte bilder von menschen mit text auf hindi angebracht und ich fantasierte, dass das menschen waren, die hier auf diesem weg verschwunden waren und auf diesem weg gesucht wurden. auf einem blatt konnte ich 25.000 lesen und dachte, 25.000 rupies belohnung fuer jeden sachdienlichen hinweis...
wahrscheinlich ging meine fantasie mit mir durch, jedenfalls war ich froh, dass ich, als der weg die "zivilisation" wieder erreichte, noch bei guter gesundheit war.
vielleicht war dieser pilgerweg frueher einmal bedeutender, aber am ende des waldes wartete jetzt nur eine tote stadt mit wenig bevoelkerung, verfallene und verfallende haeuser, leere strassen, leblosigkeit.
der shivatempel (der fuer mich eigentlich nur der vorwand fuer eine wanderung gewesen war) war im vergleich zu den tempeln suedindiens ziemlich popelig.
die meisten pilger waren uebrigens mit autos dorthin gekommen. man konnte opfergaben kaufen und sich dann einen roten shivadreizack mit einem metallstempel auf den kopf druecken lassen. diese aufgabe erfuellte ein brahmane mit einer fliessjacke und einer verfilzten hippiefrisur, der sich aber offensichtlich aufrichtig freute, mir einen shiva-dreizack auf die stirn druecken zu duerfen.
in einem anderen kleinen raum konnte man die russgeschwaerzten werkzeuge shivas, die aus einer feuerstelle ragten und von einem weiteren brahmanen bewacht wurden, beruehren.
ich hatte ziemlich schnell meine runde gemacht und wollte jetzt mit dem taxi zurueck fahren.
ein taxifahrer sprach mich gleich an, bot mir rishikesh fuer 50 rupies an, ich dachte nanu, und dann verfrachtete er mich in ein taxi, das bereits mit zwei frauen und zwei kindern besetzt waren, die bei meinem anblick vor schreck erstarrten (die kinder, nicht die frauen).
die frauen betrachteten mich gleich als ihr maskottchen und liessen sich von ihren noch draussen stehenden maennern mit mir fotografieren. sie legten mir die arme um die schultern und ich sollte auch die arme um ihre schultern, meine hand in die ihre legen, und auf diese weise wurden mit mehreren kameras mehrere bilder gemacht.
der taxifahrer hatte jetzt ein weiteres ehepaar aufgetrieben, die er neben mir ins taxi quetschen wollte. ich musste den schaltknueppel zwischen die beine nehmen. die beiden waren aber ziemlich beleibt, ausserdem wahnsinnig schlecht gelaunt und weigerten sich, neben mir platz zu nehmen.
es folgte ein wortwechsel auf hindi, dem ich gleichgueltig zusah, denn ich sass ja schon. dann bat mich der taxifahrer auszusteigen, frachtete das ehepaar auf den beifahrersitz und fuhr dann mit seiner fracht von insgesamt 6 erwachsenen und 2 kindern weg, begleitet von einem "fuck you!" aus meinem mund.
ich lief die lange reihe der taxis entlang, ohne zu begreifen, nach welchem prinzip sie besetzt werden, fragte hin und wieder "rishikesh?", worauf ein finger in irgendeine richtung deutete, in die ich dann auch lief, ohne erfolg zu haben.
es war ploetzlich sehr heiss, ich war ploetzlich sehr hungrig, ich war ploetzlich sehr muede, ich tat mir ploetzlich sehr leid.
da fragte mich ein mann "are you looking for something?" und ich sagte wahrheitsgemaess, dass ich ein taxi nach rishikesh suchte, und er sagte, ich koennte mit ihm und seiner familie und seinen freunden und deren familie in dem grossen gelaendewagen mitfahren, der dort drueben stand.
die sieben leute quetschten sich also zusammen, ich nahm neben den frauen platz, und der mann, der mich angesprochen hatte und, wie sich zeigte, ingenieur bei der indischen luftwaffe war, begann mich gleich auszufragen, ueber meine reise, meine meinung zu indien, meinen ehestand usw.
sie kamen aus delhi und machten eine kurze reise, um ein examen des ungefaehr fuenfzehnjaehrigen sohnes zu feiern.
auch die soehne wurden aufgefordert, mir fragen zu stellen. der aeltere sohn hatte eine sony digitalkamera, mit der er mich andauernd filmte.
sie fragten mich, was ich an indien aendern wuerde (ich sagte, die einstellung der leute zum muell), und hielten dann an einem teestand, um mich laenger bei sich zu behalten, wie sie sagten.
die frau des luftwaffeningenieurs bat mich, auf der steinstufe neben ihr platz zu nehmen, legte den arm um mich, nannte mich ihre freundin und lachte mich immer freundlich an. leider konnte sie nicht englisch reden, aber verstehen, was geredet wurde.
es wurde weiter gefilmt, und ich wurde weiter ausgefragt. wir tranken tee und assen jeder einen teller "maeggi" (instantnudelsuppe). wir redeten ueber die indische familienkultur und darueber, dass man in europa freier entscheiden kann, ob man heiratet oder nicht. der aeltere sohn sagte dann, er wolle auch nicht heiraten, und der bruder der anderen frau sagte, er auch nicht.
ich wusch mir meinen shiva-dreizack von der stirn, der inzwischen ein grosser verschmierter roter fleck war.
sie diskutierten im auto auf hindi weiter, ich schaute aus dem fenster auf den ganges, der inzwischen aufgetaucht war, mit weissen strudeln und darauf tanzenden rafting-booten, die der sohn filmte.
schliesslich liessen sie mich bei rishikesh aussteigen, obwohl der luftwaffeningenieur sagte, dass sie mich am liebsten fuer immer bei sich behalten wuerden, und ich ging, erleichtert ueber mein neuerliches alleinsein und familienloses dasein, gleich ins buddha cafe, wo ich mir was zu essen (heute ausnahmsweise was indisches) bestellte und hinterher einen grossen fruchtsalat.
dazu trank ich einen ayurvedischen kraeutertee.
ich unterhielt mich mit zwei jungen maennern aus israel ueber deutschland, israel und indien. der eine, der mir besonders sympathisch war, gab mir zum abschied die adresse seiner homepage, auf der ich einen dreiminuetigen horrorfilm anschauen koenne, den er selbst gemacht habe.
ich sagte, ich verspreche, dass ich mir den horrorfilm anschaue, wenn ich auch horrorfilme nicht besonders mag, aber ein dreiminuetiger horrorfilm koennte hier eine ausnahme darstellen.
dann hatte ich es aber eilig, um nicht zu spaet zu meinem reiki-kurs zu kommen.

Freitag, 13. März 2009

die stirn einer kuh und weitere beobachtungen aus rishikesh

die stirn einer kuh beruehren und dann die hand zur eigenen stirn fuehren. so verschafft man sich eine art segen.
ich bin heute frueh am morgen durch rishikesh gelaufen und habe gesehen: das ist die zeit des tages, zu der die kuehe mit den resten des letzten tages gefuettert werden. danach holt man sich von der kuh seinen segen.
ich habe es natuerlich auch gemacht, gleich mehrmals. das fuettern und den segen. jedesmal, wenn ich meine tasche oeffne, um einer kuh was hinzuwerfen (ein stueck brot oder bananenschalen), dann ahnt sie gleich, dass was gutes auf dem weg ist und kommt zielstrebig auf mich zu.
leider ist meine durchfallerkrankung noch nicht voellig ausgeheilt, auch wenn es mir koerperlich ungleich besser geht. deshalb liess ich mir heute in einer ayurveda-apotheke medizin geben. sechs gruene geleekapseln und zwoelf grosse tabletten in der farbe von getrocknetem kuhfladen. die nehme ich jetzt dreimal taeglich zu mir.
die gruenen geleekapseln bewirken, dass jeder kleine ruelpser in meinem mund einen angenehmen minzgeschmack zuruecklaesst.
die mutter ganga fand wohl, dass eine aeussere reinigung bei mir nicht ausreichte und befahl auch eine innere. ich bin jetzt auch mit einer erkaeltung gesegnet, aber der herrische und etwas verschlagene verkaeufer vom gemischtwarenladen um die ecke verkaufte mir gleich ein nasenspuelkaennchen aus plastik und yogasalz aus dem himalaya. wo soll man diese dinge kaufen, wenn nicht hier?
jedesmal, wenn ich bei ihm was kaufe, versucht er mir einen kaputten oder veralteten 10-rupie-schein anzudrehen, und auch bei den preisen schaut er ein wenig zu seinen gunsten durch die finger. aber ich lass mich nicht verarschen, nicht nach zweieinhalb monaten indien. oder bloss ein bisschen.
ich habe mich gestern fuer einen reikikurs (die 2. stufe) entschieden. nach vielem herumsuchen und nachfragen und feilschen und ueberlegen habe ich mich master soma gewaehlt, dessen leuchtend rote werbeplakate mir als erstes ins auge gefallen sind (aber ich dachte, man kann ja nicht auf leuchtend rote werbeplakate hereinfallen!).
ich fange heute an und gehe dann drei tage lang taeglich zu ihm.
er sieht sehr gut aus.
er hat seine ausbildung in poona und in dharamsala gemacht und fragte mich ein wenig ueber reiki aus, was mir gefiel.
wie immer kam es mir aber vor, als wuesste ich ueberhaupt nichts und haette nie irgendwas gemacht und sowieso keine ahnung von auch nur einer sache auf der welt.
zurueck in meinem zimmer, ging ich nervoes alle auflegepositionen durch, die ich gelernt habe, kam aber beim ruecken bloss auf neun, so sehr ich mich auch anstrengte.
habe ich schon geschrieben, was mein lieblingsgetraenk in rishikesh ist? ginger lemon honey. ich trinke davon taeglich mindestens vier glaeser voll.
ich ass gestern im 'moksha cafe', das mit dem slogan 'food is god' fuer sich wirbt, was mir sehr zusagt. es ist koreanisch, ich sass auf dem boden an einem niedrigen tisch und ass ein etwas unbegreifliches gericht, das aus einer recht begreiflichen misosuppe mit spinat und tofu und ein paar extratellern mit eingelegten suess-saeuerlichen gemuese sowie einer schale reis und einem gedeckten spiegelei bestand. es war ganz interessant, aber nicht der kulinarische hoehepunkt meiner reise. neben mir lagen zwei junge japanerinnen auf den kissen ausgetreckt und fuehrten ein kichergespraech.
ein affe grabschte aufgebracht nach meinem bein, als ich vorueberlief, ich hatte keine ahnung, was ihn so empoerte, aber ich konnte ihn schnell abschuetteln.
im restaurant gestern abend sassen zwei schwedische motorradfahrer am nebentisch, die sich gegenseitig ihre heldentaten erzaehlten. es klang, als waeren sie comicfiguren, paff, splash, bumm. v.a. der eine hatte sehr viele glanztaten zu berichten und wie er immer alles richtig gemacht hat bei begegnungen mit tigern, leoparden und anderem unbill.
weitere beobachtungen aus rishikesh: am morgen werden die strassen gespuelt, vor den haeusern wird gefegt. heute ist wieder (nach holi) ein normaler arbeitstag. die bauarbeiter sind ins krishna cottage zurueckgekehrt und haemmern und bekommen um 10 uhr tee in metallbechern serviert.
am morgen machen gruppen von pilgern mit kleinen, sichtbar an ihrer kleidung angebrachten plastikflaschen, in die sie wasser des ganges gefuellt haben, und den kopf in orangefarbene tuecher gewickelt, sich auf den weg zu einem shivatempel drei stunden bergaufwaerts, wo sie dieses wasser opfern.
wenn es mir noch besser geht, morgen oder uebermorgen, mache ich diese wanderung auch.
ich sass im fruehstuecksrestaurant und las die hindustan times.
ich las, dass ein paar dutzend kinder beim holi-festival von giftiger farbe krank wurden und mit uebelkeit und erbrechen ins krankenhaus eingeliefert wurden.
ich las, das ein junger mann waehrend des holi-festivals in rishikesh im ganges ertrunken ist (sein koerper wurde nicht aufgefunden) und dass ein maedchen, ebenfalls in rishikesh, von ein paar jungen maennern in ihrem elternhaus belaestigt und der hinzukommende vater verpruegelt wurde.
ich las, dass in dehra dun tibeter im gedenken an den 50-jahrestag der fehlgeschlagenen befreiung einen protestmarsch veranstaltet haben.
ich las, dass in einem ort hier in der gegend ein rechtsanwalt auf der strasse einem mopedfahrer ins bein geschossen hat, weil dieser sein auto (einen scorpio) gerammt hat.
ich las, dass ein kleiner junge, ebenfalls hier in der gegend, vom dach seines elternhauses fiel und von einer eisenstange durchbohrt wurde (es war ein foto des kindes zu sehen. die rostige stange ragte links und rechts aus seinem koerper. seine augen waren geoeffnet und zeigten den schock), dass aber nach einer dreistuendigen operation sein zustand stabil sei und die folgenden 72 stunden von entscheidender bedeutung seien.
ich las auch, dass ein schueler in der naehe von stuttgart 15 mitschueler erschossen hat und dann selbst erschossen wurde, als er versuchte zu fliehen und kann mir vorstellen, womit die zeitungen in deutschland jetzt voll sind.
ein tourist trug einen lahmen bettler in mein fruehstuecksrestaurant, setzte sich mit ihm an einen tisch und forderte ihn auf, sich ein fruehstueck zu bestellen.
es gibt hier einen alten mann mit einer weissrot bemalten stirn, der immer auf einer steinbank sitzt (neben ihm sitzt eine alte frau) und in einem dicken, heilig aussehenden, in lumpen gebundenen buch liest.
ein bettler kritzelt immer mit winziger schrift ziffern oder heilige woerter in ein schreibbuch.
ich habe noch nicht die fotos beschriebe, die im eingangsbereich des sri ved niketan ashram hingen. darauf war der bebrillte mann zu sehen, der wohl der guru dieses ashrams ist. er trug eine art badehose, war sonst unbekleidet und unbehaart und sass auf einem leopardenfell. er hatte die beine hinter dem koerper verschraenkt (so ungefaehr), den bauch eingezogen, die arme schlangen um den ganzen oberkoerper, mit den fingern zog er sich selber an den ohren, und das mit einem voellig ernsten gesichtsausdruck.
auf mehreren eingerahmten bildern waren derartig haarstraeubende und (unfreiwillig) zum lachen reizende koerperpositionen abgebildet.
der franzose mit dem taetowierten gesicht hat uebrigens drei jahre lang in erlangen bei einer versicherung gearbeitet. ich frage mich, ob sein gesicht da auch schon taetowiert war.

Donnerstag, 12. März 2009

die gerueche von rishikesh

die gerueche von rishikesh sind schwer zu beschreiben. es ist eine mischung aus kuhfladen, raeucherstaebchen, dem scharf riechenden, bereits frueher erwaehnten putzmittel, und hier, in dem internetcafe, in dem ich gerade sitze, der rauch einer mueckenspirale.
auch das krishna cottage ist nicht ganz ohne dunkle flecken. heute morgen ging ich mit einem eimer heisses wasser holen. ich zahle fuer ein doppelzimmer mit eigenem bad 150 rupies (ca. 2 euro 50), deshalb finde ich es ganz ordnung, heisses wasser ein stockwerk weiter unten zu holen. wegen der bauarbeiten ist aber der boden in dem schmalen gang, der zum heisswasser fuehrt, aufgerissen, man muss also ueber die sehr schmalen raender balancieren, sich an der wand abstuetzen, bis man den eimer unter den hahn fuer heisses wasser stellen kann.
als ich krank war, hat jemand von der pension das fuer mich gemacht.
es kam ein duennes rinnsal. das kann ja lange dauern, dachte ich. da kam schon einer der jungen pensionsbetreuer und sagte bedauernd, "no hot water ma'm".
ich balancierte also wieder zurueck.
"half an hour, ma'm", sagte er dann.
indien heisst aber auch, dass eine halbe stunde eine stunde oder drei stunden bedeuten kann.
ich verliess mich trotzdem drauf, trabte nach einer halben stunde wieder mit eimer an. wurde mit einem flehenden blick empfangen und einem "no hot water ma'm".
ich liess mich dann auf zehn, elf uhr vertroesten, wusch mich mit kaltem wasser, was nicht so schlimm war und machte mich auf den weg zu meinem alten ashram, um einer oesterreichern, die ich dort kennengelernt habe und die mit mir wandern gehen wollte, zu erklaeren, warum ich so sang- und klanglos verschwunden bin.
wenn ich aus meinem guesthouse trete, komme ich erst an einem kleinen bauernhoefchen vorbei, mit kuehen und garten und kindern, und wenn ich dann links abbiege, komme ich an einem weiteren kleinen bauernhoefchen vorbei, auch mit kuh, hund, kind und einem sauber gefegten vorplatz.
ich begegnete einem franzosen um die fuenfzig wieder, der das ganze gesicht taetowiert hat und dessen linke koerperhaelfte etwas lahmt, weshalb er am stock geht, und den ich schon an allen moeglichen orten getroffen habe.
ich gruesste ihn, wir redeten ein wenig. er erzaehlte, dass er heute aus dem krishna cottage auszieht, weil es ihm zu teuer (!) ist und er eine lange zeit in rishikesh bleiben will.
das abflusssystem rishikeshs befindet sich zu einem grossen teil noch ueber der erde in rinnen, die die ganze stadt durchziehen (nicht der toilettenabfluss, wenn ich das richtig sehe).
auf dem weg zum ashram verirrte ich mich in einen anderen ashram, der einen sehr gruenen und lauschigen garten hatte, mit vielen baeumen und parkbaenken und einer menge affen.
die affenhorde machte gerade ihre morgengymnastik. sie kletterten in die aeste der baeume, liessen sich wieder fallen, jagten einander, fingen einander am schwanz, schwangen hin und her.
ein kleiner affe hatte ein besonders begehrtes spielzeug, ein stueck gelben stoff, den er wahrscheinlich von irgendeiner waescheleine geklaut hatte (alle yogaadepten in diesem ashram sind gelb gekleidet) und mit dem er hin- und herraste, verfolgt von den anderen affenkumpanen.
eine gruppe jugendlicher yogaadepten spielten in gelben huefttuechern und gelben hemden fussball.
die oesterreicherin traf ich nicht mehr an, aber meinen alten yogalehrer, der mir mit einer leopardengemusterten ohrenmuetze entgegenkam und die haende zum gruss gefaltet vors gesicht erhob.
es geht mir schon wieder ein wenig besser als gestern, aber ich muss mich immer noch ein bisschen schonen. verbrachte den vormittag nach dem fruehstueck im bett mit jean pauls "flegeljahre", eine wunderbare lektuere, und nicht ganz unpassend, weil er auch die reise eines naiven helden beschreibt.
die putzfrau kam und fragte, ob sie mein zimmer fegen sollte. ja, danke, sagte ich erfreut und raeumte alles weg, was so auf dem boden herumstand und -lag, und als die putzfrau (die eher ein junges maedchen war, vielleicht sechzehn) fertig war, sagte sie, "cleaning, ma'am, 10 rupies". es ist eine art gesetz in indien, dass ich fast nie kleingeld habe und ein weiteres gesetz, dass die anderen auch nie kleingeld haben. wenn immer ich also mit einem groesseren schein bezahle, dann verschwindet jemand damit, um ihn woanders umzutauschen. auch hier war es wieder so. man braucht sich aber keine sorgen machen. bisher sind immer alle wieder mit meinem geld wieder gekommen.
meinen zeh habe ich schon vor ein paar tagen von seinem polster befreit. danach hing der abgerissene zehennagel eine weile ein bisschen bloed herum, bis ich ihn mit dem nagelknipser abknipste. es ist zwar immer noch ein schwarzer bluterguess an der stelle, aber er ist nicht mehr empfindlich.
eine junge frau verlaesst das internetcafe und ruft ihrem freund auf englisch zu, "hast du auch interesse an dem vortrag heute abend ueber yin-yang-diaet?" er hat.
gerade spielt der internetmann ueber ein paar kleine lautsprecher eine version des "erbarme dich" aus der mattaeus-passion von bach. es ist eines der schoensten musikstuecke, die ich kenne und bestaetigt mir gleich wieder, dass mein herz einfach in europa zuhause ist.

Mittwoch, 11. März 2009

die touristenkrankheit

es ist passiert: ich hab mir den magen (oder besser den darm) verdorben. das sagt sich jetzt so leicht dahin, aber es war nicht so besonders lustig.
nach meinem letzten eintrag hier ging ich in den ashram zurueck, machte mein bett fuer die nacht, aber alles fuehlte sich irgendwie falsch an. ich begann ploetzlich unter meinem durchhaengenden mueckennetz fuerchterlich zu frieren, dachte, nanu, ist es hier vorne wirklich kaelter als hinten im ashram, wo ich bis dahin gewohnt hatte, oder ist die nacht kaelter. auch die matratze kam mir ploetzlich viel haerter vor. ich zog alle kleider an, die mir so einfielen, merkte dabei, dass ich mich vor dem hinlegen gar nicht umgezogen hatte, konnte trotzdem nicht aufhoeren zu zittern, und allmaehlich daemmerte mir, dass irgendwas mit mir nicht stimmte.
ein furchtbares gefuehl in der gesamten darm- und magengegend. und dann folgte eine sehr lange nacht, mit sehr vielen besuchen auf der leicht EKLIGEN toilette.
ich war uebrigens nicht die einzige, der es in dieser nacht schlecht ging. draussen im hof hoerte ich jemanden andauernd kotzen, dann nachspuelen, kotzen, nachspuelen usw. ich weiss nicht, wer uebler dran war, er oder ich.
muessig drueber nachzudenken, was an meiner erkrankung schuld war, ich tippe aber auf das omelette-sandwich im "little buddha cafe", nach dem mir irgendwie schlecht war (aber vielleicht kam es auch von was ganz anderem).
ich glaube einfach, dass mir rishikesh mit seiner unseligen mischung aus heiligkeit und kommerz auf die eingeweide schlaegt und ich ploetzlich anfaellig war.
in der nacht beschloss ich, am morgen all meine verbleibende energie zusammenzunehmen, meinen rucksack zu packen und in ein nettes guesthouse umzuziehen. und das tat ich auch. es war wirklich schwer, ich ging mit kleinen vorsichtigen schritten, aber ich kam an mein ziel.
im krishna cottage bekam ich ein helles doppelzimmer mit europaeischer toilette (!! ein gluecksgefuehl, kann ich nur sagen), kaufte mir fuenf liter wasser und eine rolle klopapier und legte mich erstmal ins bett, wo ich die naechsten 20 stunden blieb und schlief, der schlaf nur unterbrochen von toilettenbesuchen, trinkpausen und sms-empfaengen und-verschickungen.
gottseidank hatte ich brausetabletten in meinem rucksack, die mineralienverlust bei durchfall ersetzen, und sogar tabletten gegen durchfall, die allerdings nicht halfen.
vor dem fenster spielten kinder mit hohen, schneidenden stimmen, bauarbeiter erweiterten das krishna cottage mit kraeftigen hammerschlaegen und rufen, am abend hoerte ich glockenlaeuten und heiliges singen aus dem benachbarten ashram, und gegen neun uhr abends kam mit trommelschlaegen und lautem rufen und gesang eine gruppe leute, die das holi-festival feierten (es ist das beruehmte farbfestival, bei der man sich gegenseitig mit farbbeuteln bewirft). ich schlief trotzdem und schlief und schlief und schlief.
ich hoffe, man sieht auf dem bild, wie krank ich bin:
heute wachte ich dann um 8 uhr morgens auf, fuehlte mich schon etwas besser, gratulierte mir zum krishna cottage, und noch mehr gratulierte ich mir, als ich feststellte, dass ich mir toast und schwarzen tee aufs zimmer bringen lassen konnte, die ich vorsichtig verzehrte.
dann las ich, zum ersten mal seit langem, und zwar die "flegeljahre" von jean paul, worauf ich mich ungeheuer nach europa im allgemeinen und deutschland im besonderen sehnte und dachte, dass ich die europaeische aufklaerung doch der oestlichen erleuchtung (wenigstens wenn sie im stil von rishikesh ist) vorziehe.
am fruehen nachmittag ging ich hinaus, um in einem hotelrestaurant reis und gekochtes gemuese zu essen und ginger-lemon-honey-tee zu trinken.
alle kuehe und hunde auf der strasse waren bunt bepudert, ein alter mann kam mir mit gruenem haar entgegen, andere hatten pinkfarbene gesichter und mein kellner ein in vielen farben beflecktes t-shirt. wegen meines zustands, der immer noch ziemlich gebrechlich war, hatte ich keine lust auf ein farbgemenge, bin aber auch darum herum gekommen und ging zurueck ins guesthouse.
die fuenf jungen maenner, die so was wie das personal von diesem guesthouse darstellen, sassen auf einer decke auf dem gras im innenhof und spielten karten.
dann las ich wieder in meinem bett, und fuehlte mich spaeter so stark, dass ich die 2 km bis nach laxmanjhula ging, um meine waesche bei der waschlady abzuholen, neue waesche abzugeben und eine cola zu trinken (das war die medizin von meinem kinderarzt doktor hoecht bei durchfall) sowie eine tomatensuppe zu essen, und das ohne irgendwelche unmittelbaren folgen.
es scheint also, dass meine krankheit zu ihrem ende kommt und dass ich hoffentlich wieder bald ganz gesund bin.
ich plane schon meine abreise von hier und blaettere im reisefuehrer...

Montag, 9. März 2009

child sleeping pose

es ist jetzt bei mir neun vor neun am abend, und ich sitze in einem internetladen mit blick auf den ganges.
mein tagesprogramm habe ich bereits hinter mich gebracht. um zehn uhr wird der ashram geschlossen.
morgens yoga, dann fruestueck (heute im Tip Top Cafe), mit einer hindustan times, die ich einem fliegenden zeitungsverkaeufer abgekauft hatte. ich ass porridge mit fruechten und nuessen und trank schwarzen tee dazu.
dann erster besuch im internet, um meine mail abzurufen und zu sehen, dass ich einen platz in dem zehntaegigen kurs "einfuehrung in den buddhismus" im tibetischen kloster tushita in dharamsala bekommen habe, fuer den ich mich angemeldet habe.
dann besuch im "little buddha cafe", wo ich einen milchkaffee trank und dann ein vegetarisches sandwich mit omelette ass und postkarten schrieb.
ich gab meine waesche in einer kleinen waescherei ab. an der theke war niemand zu sehen, also rief ich und wurde dann von einer inderin, die in einem hinter der waescherei befindlichen raum auf einem bett lag und zu muede war, um aufzustehen, hineingewunken.
(eine waescherei besteht aus einer waschmaschine und einem brett zum buegeln in einer bretterbude)
sie stellte meine tuete zu den anderen tueten und sagte im liegen zu mir, dass ich die waesche morgen frueh abholen kann.
dann ging ich ein paar karmaschichten abwaschen.
ich traf meine franzoesin wieder, die jeden tag dort ist, und auch eine italienerin aus rom, die ebenfalls gestern da war.
die beiden frauen unterhielten sich (die eine sprach englisch, die andere franzoesisch) ueber die energie von rishikesh und ueber verschiedene ashrams und gurus und warfen mit namen um sich, die ich nie gehoert hatte, so dass ich immer wieder sagen musste, weiss ich nicht, kenn ich nicht, hab ich nie was von gehoert...
heute bin ich sechs mal im ganges untergetaucht und habe die franzoesin, die mich gleich wieder mit unglaublichen geschichten ueberfiel, gebeten, ein paar fotos zum beweis zu machen.
nach einem kurzen antrocknen der kleider ging ich weiter stadtauswaerts, eigentlich ohne ein besonderes ziel.
ich kam an einen kleinen tempel, stellte meine schuhe davor ab, ging hinein, sah einen orangen gott mit buntem kleid, von dem ich noch gar nichts wusste, ging wieder hinaus, zog meine schuhe wieder an.
der tempelwaechter rief nach mir. ob ich ein paar dinge ueber die tempel-etikette wissen wollte.
ok.
er zeigte mir, dass man die schuhe schon vor dem tor abstellt, nicht erst vor dem eingang in den tempel.
dann sagte er mir den namen des gottes, den ich schon wieder vergessen habe. es ist der adler, auf dem krishna (?) reitet, ich wusste nicht, dass ihm eigene tempel gewidmet sind, und ausserdem sah die orangefarbene figur ueberhaupt nicht aus wie ein adler, dazu war die nase zu klein und zu flach.
dann, sagte der tempelwaechter, nimmt man von dem heiligen roten pulver einen finger voll und tut es sich auf die stirn (auf das dritte auge). er machte das fuer mich.
dann nimmt man aus einer plastiktuete, die auf einer ablage liegt, eine handvoll suesse koernchen und isst sie. er nahm eine handvoll suesse koernchen aus der plastiktuete und forderte mich auf, sie zu essen. ich tat es.
dann trinkt man etwas heiliges wasser. er schuettete mir aus einem kleinen metallgefaess heiliges wasser auf die hand, und ich war stolz, dass ich wusste, wie man es macht: erst schluerft man ein wenig wasser, dann faehrt man sich mit der hand ueber die haare.
er nickte zufrieden.
er zeigte mir auch den orangefarbenen hanuman (affengott), der draussen in einem eigenen kleinen tempel stand, und dann den winzigen shiva und die winzige parvati mit dem stier nandi im tempelchen gegenueber.
er erzaehlte mir irgendeine lustige geschichte ueber die orange farbe, aber ich verstand sie nicht.
danke. wiedersehen.
an einem kleinen teestand trank ich tee und unterhielt mich mit zwei leuten, einem jungen mann aus england und einer jungen frau aus israel.
ein inder nahm uns in seinem kleinen auto dann zurueck zum stadtrand, wo die beiden zum ganges hinunter stiegen, um ein bad zu nehmen.
ich ging zurueck in meinen ashram, zu einer zweiten yogalektion. ich habe jetzt eingesehen, dass power yoga vielleicht nicht das richtige fuer mich ist. das sanfte yoga in meinem ashram ist fuer mich anstrengend genug. am nachmittag unterrichtet ein weissgekleideter, gut aussehender junger inder, und das training ist ein wenig anstrengender als am morgen. ich lernte die "child sleeping pose", auf dem bauch liegend, den kopf auf den haenden und das linke bein zur brust hochgezogen (klingt vielleicht nicht so anstrengend).
dann zog ich um, in ein groesseres zimmer, dass allerdings offensichtlich ein mueckenbrutplatz ist. ich verspritzte also eine menge citronella, das die muecken vertreibt und haengte wieder mein mueckennetz auf (aber die aufhaengevorrichtung ist nicht so gut, das netz haengt zu tief und haengt mir wahrscheinlich ins gesicht).
von einer oesterreicherin habe ich den tip bekommen, dass man in einem ashram in der naehe gut und billig essen kann, und das habe ich heute abend gemacht.
in einem anderen blog ueber rishikesh habe ich gelesen, dass das alter ego von rishikesh eine krake ist. wenn man weg will, haelt es einen wieder fest.
ich habe keine ahnung, wie lange ich hier noch bleiben werde. mal sehen, wie gut ich in meinem neuen zimmer schlafen kann.
ich habe heute wieder einer kuh ein chapatti zum fressen gegeben. schlurp, war es weg.
am morgen wurde ich zeugin der folgenden szene: ein "heiliger mann" verscheuchte einen stier mit einem stock, da wurde der stier wuetend und ging auf einen anderen stier los, und ein dritter stier, der die schlaegerei sah und auch mit dabei sein wollte, trabte schnaubend los.
ich kriegte ein wenig schiss und schaute, dass ich von dort wegkam.
jetzt bin ich muede. gute nacht!

Sonntag, 8. März 2009

dreimal ganges und einmal polizei

ich kann nicht anders, ich muss heute einfach noch was schreiben.
ich hab's getan: ich habe im ganges gebadet und bin dreimal mit dem kopf untergetaucht. so muss man es naemlich machen, wenn man sein erstes bad im ganges nimmt. natuerlich in meinen kleidern, weil es sich fuer frauen nicht schickt, leicht bekleidet ein bad zu nehmen. (ein paar frauen, die hier vor einigen tagen im bikini badeten, wurden von indern verpruegelt)
danach entstieg ich den fluten tropfnass und setzte mich auf einen stein, um in der sonne zu trocknen.
ich kam ins gespraech mit einer franzoesin, die hier jeden tag herkommt und ein bad nimmt (etwas ausserhalb von rishikesh, wo das wasser sehr sauber, der strom aber auch sehr reissend ist).
nach einer weile fragte sie mich, ob ich ihr vielleicht einen gefallen tun koennte. sie kann naemlich kein englisch, ihr handy ist weggekommen und sie will jetzt bei der polizei eine meldung aufgeben.
so kam es, dass ich am selben tag zwar ein paar schlechte karmaschichten los wurde, aber ein paar neue sammelte.
ihre geschichte war die: sie war im freedom-cafe und hatte ihr handy dabei. am naechsten tag entdeckte sie in der frueh um fuenf, dass ihr handy nicht mehr da war. also ging sie zurueck ins freedom-cafe, um nach dem handy zu fragen. es war aber nicht gefunden worden. ihr schluss: jemand muss es gestohlen haben.
wir gingen also zur oertlichen polizeistation. erst sah es so aus, als wollte sich keiner unserer geschichte annehmen, dann wurden wir gebeten, an einem tisch im hof platz zu nehmen. man brachte zwei blatt papier, die man mit stecknadel zusammensteckte und zwischen die man ein kohlepapier legte. ausserdem drueckte man mir einen stift in die hand.
ich sagte: no writing-machine? you write? (mein englisch ist hier ziemlich basic geworden) nein, wir muessten unseren bericht schon selber schreiben.
ich sagte zu der franzoesin, es ist vielleicht besser, wenn wir nicht schreiben, dass sie erst am naechsten tag bemerkt hat, dass das telefon weg war. ich dachte, es ist ja hauptsaechlich fuer ihre versicherung. wir schreiben also nur, dass das handy im freedom-cafe wegkam und wahrscheinlich gestohlen wurde.
ich dachte, wir wuerden dann einen stempel bekommen, und die polizisten wuerden das papier zu den akten legen und sie koennte ihr exemplar ihrer versicherung in paris geben.
aber so war es nicht.
auch wenn die polizisten einen so desinteressierten und unorganisierten eindruck machten, so folgten sie doch einem strengen prozedere.
es wurde also irgendein chef wahrscheinlich vom sonntaeglichen mittagessen weg- und in die polizeistation gerufen, wo er mit rotem t-shirt und gelben sturzhelm auf einem moped ankam.
er hoerte sich unsere story an, von ihr auf franzoesisch erzaehlt, von mir auf englisch uebersetzt.
erstmal mussten wir uns von ihm belehren lassen, dass andauernd touristen kommen, die den verlust irgendwelcher gegenstaende melden, und dann stellt sich heraus, dass sie diese an inder verkauft haben und nur den stempel fuer ihre versicherung brauchen. das breitete er lange und ausfuehrlich aus, verbreitete dabei sehr viel testosteron, und ich nickte dazu.
punkt eins. er glaubte unsere geschichte, weil die franzoesin eine "old lady" sei.
punkt zwei. warum kommt sie erst heute, um die meldung zu machen, obwohl das telefon schon seit drei tagen weg ist (die polizei hatte sich uebrigens im datum geirrt, die wussten wohl nicht, dass heute frauentag ist und diktierten mir den 7. maerz).
weil sie niemanden gefunden hat, der franzoesisch und englisch kann, so ich, und sie mich erst heute getroffen hat.
dieses argument wollte er ueberhaupt nicht einsehen. die polizei kann dolmetscher zur verfuegung stellen. sie haette sofort irgendeinen polizisten auf der strasse ansprechen koennen. der haette das cafe mit staatsgewalt oeffnen lassen usw.
punkt drei. unsere (meine) formulierung, dass das handy "wahrscheinlich gestohlen wurde", sei eine starke anklage, der sie nachgehen muessten usw., dazu braucht es mehr, zeugen, blabla usw.
ob es irgendeinen beweis dafuer gibt, dass das telefon wirklich existiert hat. welche telefonnummer das telefon hatte. ob sie die nummer gesperrt hat.
ich musste die ganze zeit zwischen englisch und franzoesisch hin- und heruebersetzen, aber glaubt bloss nicht, dass mein franzoesisch besonders gut ist.
ploetzlich stand der blasse besitzer des freedom-cafes vor dem tisch, herbeigeholt von ein paar nebenpolizisten. jetzt wurde das gespraech auf hindi gefuehrt, und wir verstanden natuerlich kein wort, sahen bloss, dass dem freedom-cafe-besitzer der arsch auf grundeis ging.
ich bereute schon zutiefst, dass ich das mit dem "gestohlen" geschrieben hatte, sah mich schon wegen betrugs zehn jahre in einem indischen gefaengnis sitzen (oder wegen versuchten betrugs, was vielleicht nur fuenf jahre gegeben haette).
und was ging mich eigentlich die versicherung der franzoesin an? und ihr telefon? wieso mischte ich mich eigentlich ein? wieso hatte ich nicht einfach ihre version der geschichte aufgeschrieben? wieso hatte ich versucht, superschlau und eine versicherungsbetruegerin zu sein?
der besitzer des freedom-cafes sah aus, als gingen ihm auch verschiedene gefaengnisstrafen durch den kopf sowie die zustaende in den indischen gefaengnissen.
er fragte uns (mich) dann, ob wir das wirklich so schreiben wollten, dass das handy wahrscheinlich gestohlen wurde, und ob uns klar sein, was fuer eine anklage wir da gegen sein cafe richteten.
neinnein, versicherte ich schnell, ich wollte den rueckwaertsgang einlegen. ("koennen wir bitte neues papier bekommen?")
die wortschwaelle auf hindi gingen weiter, ich hatte ueberhaupt keine ahnung, in welche richtung sich die geschichte weiterentwickelte, aber da stand schon ein polizist mit zwei neuen blatt papier in der hand da und steckte sie wieder fein saeuberlich mit stecknadeln zusammen.
inzwischen hatten ungefaehr zehn personen an unserem kleinen tisch im hof der polizei platz genommen und ungefaehr genauso viele standen herum und hoerten interessiert zu.
ich schrieb also eine neue version der geschichte, knuellte die andere zusammen und steckte sie schnell in meinen rucksack.
wir meldeten hiermit den verlust eines handys an, zuletzt gesehen im freedom cafe am soundsovielten um soundsoviel uhr.
einer der polizisten verschwand und kam dann mit der gestempelten blaupause zurueck. wir konnten gehen.
der besitzer des freedom-cafes wandte sich im gehen an uns. ob wir in einer halben stunde in sein cafe kommen koennten? er wuerde noch einmal mit allen seinen angestellten sprechen.
inzwischen war ein noch hoeherer polizist angekommen, der uns noch einmal anhielt.
was los sei.
er wollte die stempelei wieder rueckgaengig machen, weil wir die meldung viel zu spaet abgegeben haetten.
aber die anderen polizisten, die inzwischen eine art zuneigung zu uns gefasst hatten, ueberredeten ihn, die sache jetzt auf sich beruhen zu lassen.
(am nebentisch im internetcafe sitzt uebrigens ein englaender, der gerade einem freund in england ueber skype von seinen coolen indien-erlebnissen erzaehlt.)
wir gingen dann doch direkt ins freedom-cafe, weil ich inzwischen ziemlichen hunger hatte (es war halbvier geworden).
zu unserer ueberraschung wimmelte es im cafe von polizisten. wir sahen auch den beamten mit dem roten t-shirt wieder. er kam auf die franzoesin zu und hielt ihr ein handy entgegen.
ob das ihr telefon sei?
es war ihr telefon.
obwohl die franzoesin zweimal in dem cafe war, um nach ihrem handy zu fragen, hatten die angestellten offensichtlich nicht verstanden, was sie wollte (sie konnte ja kein englisch), und alle waren jetzt angepisst, dass sie zur polizei gegangen war. jedenfalls war das ihre version.
die polizisten tranken cola und assen pommes frites, bevor sie verschwanden, ohne uns noch einmal eines blickes zu wuerdigen.
und ich ass einen falafelteller und trank auch eine coca cola.
die franzoesin, die mir nur ihren spirituellen namen gesagt hat, den ich mir nicht merken konnte, war uebrigens eine total faszinierende person.
sie war zum glueck ziemlich redselig, und ich liess mir von ihr die verruecktesten geschichten erzaehlen. zum beispiel die geschichte darueber, wie sie ihre zelle besucht hat, die aussah wie eine hostie, die auf wellen schaukelt.
oder so. ich kann auch nicht behaupten, dass ich alles genau verstanden habe.
sie war seherin und heilerin und konnte ueber erleuchtungserlebnisse en masse berichten. ich glaubte ihr alles, weil sie wirklich all das ausstrahlte, was sie sagte. und weil sie dabei witzig war.
sie wollte gern, dass ich in ihrem guesthouse wohne, wenn meine zeit im ashram rum ist, und ich liess mir das guesthouse zeigen. es war wirklich total schoen, mit einer terrasse, von der aus man ueber rishikesh und den ganges blickt. ihr zimmer ist gross und hell, das badezimmer neu gekachelt und sauber, und sie zahlt genauso viel wie ich in meinem ashram.
zwei affen fauchten uns an, auch nachdem wir ihnen eine mandarine zum fressen gegeben hatten.
wir trennten uns dann. sie war total dankbar fuer meinen einsatz, aber ich hatte eher das gefuehl, alles ziemlich durcheinander gebracht zu haben.
ich glaube, ich muss bald wieder im ganges baden, um das schlechte karma des heutigen tages loszuwerden...