Montag, 9. März 2009

child sleeping pose

es ist jetzt bei mir neun vor neun am abend, und ich sitze in einem internetladen mit blick auf den ganges.
mein tagesprogramm habe ich bereits hinter mich gebracht. um zehn uhr wird der ashram geschlossen.
morgens yoga, dann fruestueck (heute im Tip Top Cafe), mit einer hindustan times, die ich einem fliegenden zeitungsverkaeufer abgekauft hatte. ich ass porridge mit fruechten und nuessen und trank schwarzen tee dazu.
dann erster besuch im internet, um meine mail abzurufen und zu sehen, dass ich einen platz in dem zehntaegigen kurs "einfuehrung in den buddhismus" im tibetischen kloster tushita in dharamsala bekommen habe, fuer den ich mich angemeldet habe.
dann besuch im "little buddha cafe", wo ich einen milchkaffee trank und dann ein vegetarisches sandwich mit omelette ass und postkarten schrieb.
ich gab meine waesche in einer kleinen waescherei ab. an der theke war niemand zu sehen, also rief ich und wurde dann von einer inderin, die in einem hinter der waescherei befindlichen raum auf einem bett lag und zu muede war, um aufzustehen, hineingewunken.
(eine waescherei besteht aus einer waschmaschine und einem brett zum buegeln in einer bretterbude)
sie stellte meine tuete zu den anderen tueten und sagte im liegen zu mir, dass ich die waesche morgen frueh abholen kann.
dann ging ich ein paar karmaschichten abwaschen.
ich traf meine franzoesin wieder, die jeden tag dort ist, und auch eine italienerin aus rom, die ebenfalls gestern da war.
die beiden frauen unterhielten sich (die eine sprach englisch, die andere franzoesisch) ueber die energie von rishikesh und ueber verschiedene ashrams und gurus und warfen mit namen um sich, die ich nie gehoert hatte, so dass ich immer wieder sagen musste, weiss ich nicht, kenn ich nicht, hab ich nie was von gehoert...
heute bin ich sechs mal im ganges untergetaucht und habe die franzoesin, die mich gleich wieder mit unglaublichen geschichten ueberfiel, gebeten, ein paar fotos zum beweis zu machen.
nach einem kurzen antrocknen der kleider ging ich weiter stadtauswaerts, eigentlich ohne ein besonderes ziel.
ich kam an einen kleinen tempel, stellte meine schuhe davor ab, ging hinein, sah einen orangen gott mit buntem kleid, von dem ich noch gar nichts wusste, ging wieder hinaus, zog meine schuhe wieder an.
der tempelwaechter rief nach mir. ob ich ein paar dinge ueber die tempel-etikette wissen wollte.
ok.
er zeigte mir, dass man die schuhe schon vor dem tor abstellt, nicht erst vor dem eingang in den tempel.
dann sagte er mir den namen des gottes, den ich schon wieder vergessen habe. es ist der adler, auf dem krishna (?) reitet, ich wusste nicht, dass ihm eigene tempel gewidmet sind, und ausserdem sah die orangefarbene figur ueberhaupt nicht aus wie ein adler, dazu war die nase zu klein und zu flach.
dann, sagte der tempelwaechter, nimmt man von dem heiligen roten pulver einen finger voll und tut es sich auf die stirn (auf das dritte auge). er machte das fuer mich.
dann nimmt man aus einer plastiktuete, die auf einer ablage liegt, eine handvoll suesse koernchen und isst sie. er nahm eine handvoll suesse koernchen aus der plastiktuete und forderte mich auf, sie zu essen. ich tat es.
dann trinkt man etwas heiliges wasser. er schuettete mir aus einem kleinen metallgefaess heiliges wasser auf die hand, und ich war stolz, dass ich wusste, wie man es macht: erst schluerft man ein wenig wasser, dann faehrt man sich mit der hand ueber die haare.
er nickte zufrieden.
er zeigte mir auch den orangefarbenen hanuman (affengott), der draussen in einem eigenen kleinen tempel stand, und dann den winzigen shiva und die winzige parvati mit dem stier nandi im tempelchen gegenueber.
er erzaehlte mir irgendeine lustige geschichte ueber die orange farbe, aber ich verstand sie nicht.
danke. wiedersehen.
an einem kleinen teestand trank ich tee und unterhielt mich mit zwei leuten, einem jungen mann aus england und einer jungen frau aus israel.
ein inder nahm uns in seinem kleinen auto dann zurueck zum stadtrand, wo die beiden zum ganges hinunter stiegen, um ein bad zu nehmen.
ich ging zurueck in meinen ashram, zu einer zweiten yogalektion. ich habe jetzt eingesehen, dass power yoga vielleicht nicht das richtige fuer mich ist. das sanfte yoga in meinem ashram ist fuer mich anstrengend genug. am nachmittag unterrichtet ein weissgekleideter, gut aussehender junger inder, und das training ist ein wenig anstrengender als am morgen. ich lernte die "child sleeping pose", auf dem bauch liegend, den kopf auf den haenden und das linke bein zur brust hochgezogen (klingt vielleicht nicht so anstrengend).
dann zog ich um, in ein groesseres zimmer, dass allerdings offensichtlich ein mueckenbrutplatz ist. ich verspritzte also eine menge citronella, das die muecken vertreibt und haengte wieder mein mueckennetz auf (aber die aufhaengevorrichtung ist nicht so gut, das netz haengt zu tief und haengt mir wahrscheinlich ins gesicht).
von einer oesterreicherin habe ich den tip bekommen, dass man in einem ashram in der naehe gut und billig essen kann, und das habe ich heute abend gemacht.
in einem anderen blog ueber rishikesh habe ich gelesen, dass das alter ego von rishikesh eine krake ist. wenn man weg will, haelt es einen wieder fest.
ich habe keine ahnung, wie lange ich hier noch bleiben werde. mal sehen, wie gut ich in meinem neuen zimmer schlafen kann.
ich habe heute wieder einer kuh ein chapatti zum fressen gegeben. schlurp, war es weg.
am morgen wurde ich zeugin der folgenden szene: ein "heiliger mann" verscheuchte einen stier mit einem stock, da wurde der stier wuetend und ging auf einen anderen stier los, und ein dritter stier, der die schlaegerei sah und auch mit dabei sein wollte, trabte schnaubend los.
ich kriegte ein wenig schiss und schaute, dass ich von dort wegkam.
jetzt bin ich muede. gute nacht!

2 Kommentare:

KP hat gesagt…

Bitte diese Frage eines Daheimgebliebenen zu entschuldigen: Ist das Ganges-Wasser nicht furchtbar dreckisch? Treiben da nicht halbabgekokelte Leichenteile rum? Oder bist Du so nah an der Quelle im Himalaya?

Sabine Neumann hat gesagt…

bin bitte so nah an der quelle un det wasser is hier himmlisch rein gelle