Samstag, 7. März 2009

esoteriksupermarkt

als ich mussourie verliess, war es noch frueh am morgen. ich kaufte mir an einem strassenstand einen tee und ein bread omelette, das ich mit einem hund teilte, der vor mir sass und mich auf hundeart anblickte, bis ich ihm ein stueck meines bread omelettes zuwarf.
man moechte vielleicht nicht so genau sehen, wie dieses bread omelette zubereitet wird. z.b. glaube ich, dass die schuessel, in der das ei mit der zwiebel und der chilischote verruehrt wird, nicht so besonders oft abgespuelt wird und dass das tuch, an dem der koch erst seine haende und dann den metallteller fuer mein omelette abwischte, nicht so besonders oft gewaschen wird.
an dem stand arbeiteten vater und sohn. der vater hatte gerade vor irgendeinem hinduistischen goetterbild eine raeucherkerze angezuendet und sich davor gesetzt, um zu beten und danach eine glocke zu laeuten, mit der er um den stand herumging.
der junge mann sah ziemlich missmutig aus mit seinem ihm offensichtlich auferlegten schicksal, sein leben an diesem strassenstand zu fristen und hier alt zu werden.

mein ziel war also rishikesh, das ich nach vier stunden busfahrt mit einmal umsteigen erreichte, und meine erste reaktion, als ich hier ankam, war mir inzwischen schon bekannt:
"ich will hier wieder weg!!" ("ich will heim!" "ich will in mein bett!" "ich will auf mein klo!"usw.)
inzwischen weiss ich, dass ich jedem ort nur ein wenig zeit geben muss, und das abstossende ist ploetzlich nicht mehr so abstossend. dann finde ich meine stellen und erlebe auch was schoenes, jedenfalls was interessantes, denn langweilig ist es in indien nie.
rishikesh ist eine art yogametropole am ganges, eine heilige stadt, pilgerstadt fuer die hindus, und es gibt hier wirklich ashrams wie sand am meer. es ist die erste stadt, die der ganges erreicht, der im himalaya entspringt, und man kann in seinem wasser, das hier noch ziemlich sauber ist und eilig dahinfliesst, ein bad nehmen und sich von frueheren karma-schichten befreien.
ich glaube, ich habe ziemlich viele ueble karma-schichten. so ein bad im ganges wuerde mich also schon reizen.
das erste, was mir in den sinn kam, als mich die rikscha an der fussgaengerbruecke absetzte, ueber die man geht, um in den "heiligen" teil der stadt zu kommen: "esoteriksupermarkt". die strasse war gesaeumt von allen moeglichen geschaeften, die esoterikkrimskrams verkauften.
es liefen westler mit schlabbrigen kleidern und gebetsketten herum, an den strassenraendern sassen sadhus in orangefarbener kleidung, die ihre haende ausstreckten, kleine jungs versuchten, kiesel aus dem ganges zu verkaufen, die man dann wieder in den ganges hineinwirft, weil das, so nehme ich an, glueck bringt, usw.
wenn es ein klischee von indien gibt, dann glaube ich, man kann es in rishikesh bestaetigt finden.
die stadt war also erstmal ziemlich ueberwaeltigend, und es war nicht leicht, sich zu orientieren.
ich hatte die adresse von einem ashram, der ein ziemlich lockeres programm fuer yoga und meditation anbot und keine voranmeldung erforderte und trabte also in diese richtung, vorbei an unzaehligen heiligen kuehen, heilig aussehenden maennern, staubigen bettlern und bauchladenverkaeufern, die mir postkarten vom taj mahal verkaufen wollten, usw. usw.
die stadt ist uebrigens hundert prozent vegetarisch. ich frage mich nur, was mit allen kuehen geschieht, die sich hier natuerlich auch vermehren und mit den schweinen, die ich hier auch auf den strassen gesehen habe.
im ashram, der ganz am ende dieses stadtteils am ganges lag und ziemlich farbenfroh bemalt ist, hatte man nur noch zwei einzelzimmer, eines mit und eines ohne bad, wie mir ein schlecht gelaunter mann an der rezeption mitteilte. beide raeume lagen am aeussersten ende des ashrams direkt neben dem stromaggregat, das gerade auf vollen touren lief.
ich warf einen schnellen blick in beide zimmer, fand erst das mit bad ekliger, entschied mich aber dann doch dafuer. bekam ein "sauberes" laken, legte gleich mein seidenlaken drauf und begab mich auf eine kleine tour durch den ashram.
ein schwede mittleren alters, der vor der yogahalle des ashrams sass und seine armbanduhr inspizierte, die er am vormittag bei der reparatur gehabt hatte und die jetzt schon wieder nicht mehr funktionierte, sagte, dass er jedes jahr ein paar wochen hierher kommt.
ein paar wochen!! dachte ich. so schlimm kann es ja nicht sein.
er sagte, das yoga am morgen ist angenehm, gut fuer die gelenke und so.
kurz danach kam seine schwester, die gerade einen yoga-vortrag besucht hatte, und sie wollten jetzt zu irgendeiner ayurveda-behandlung.
ich ging mittag essen. im madras cafe, das auf einem riesigen ueber die strasse gespannten banner fuer sich warb, mit dem hinweis darauf, dass es von allen international travel guides empfohlen wird, ass ich ein "meals" und ging aufs klo.
um aufs klo zu kommen, musste man erst aus dem cafe raus und eine treppe hochsteigen. das ist ja soweit nichts besonderes. dann musste man einen raum durchqueren, in dem ein mann auf dem boden lag und schlief (und offensichtlich wohnte). das klo war aber besetzt von einem weiteren mann, der sich gerade duschte, was ich durch eine ritze in der tuer sehen konnte.
nachmittags ging ich zurueck zum ashram, ich wollte ja nicht so sein und mich mal an dem programm beteiligen. fuer 3:30 p.m war naemlich mantra chanting und angeleitete meditation angesagt.
also, sorry. das ist halt mal indien. man kann sich ja nicht gegen alles sperren.
vier hanseln sassen in der riesigen meditationshalle vor einer tafel, auf der vier verschiedene mantras aufgeschrieben waren.
ein orange gekleideter lehrer mit grauem bart, der auf einem kanapee vor vielen bunten figuren (gurus und goettern) sass, sagte, er wuerde jetzt die mantras zeile fuer zeile vorsingen und wir sollten dann nachsingen.
waehrend wir so vor uns hinsangen (gegen das mantra ist an sich nichts zu sagen, ich hatte das schon im shantivanam ashram gesungen), hantierte der mann andauernd mit dem drahtlosen mikrofon herum, es krachte und pfiff und kreischte, und er verschwand hinter der tafel, wo er voellig uninspiriert weitersang und mit diesem mikrofon weiter machte, und wir sangen vor der tafel auch weiter, ebenso uninspiriert.
das hielt ich ungefaehr fuenf minuten aus.
dann ging ich.
ich wollte jetzt entweder weg hier oder was ordentliches finden. das wasser funktionierte immer noch nicht. ich war ziemlich verschwitzt.
ich ging also wieder am ganges entlang und kam an einer tafel vorbei, auf der mit filzschrift fuer tattvaa yoga geworben wurde.
wer sich mit yoga auskennt, sagt jetzt vielleicht "um gottes willen"! aber ich kenne mich mit yoga ueberhaupt nicht aus. der unterricht sollte in zwanzig minuten anfangen.
ich steckte also meinen kopf in einen netten kleinen raum hinein, in dem yogamatten am boden lagen und wo drei junge japanerinnen es sich bereits gemuetlich gemacht hatten.
ich fragte sie, ob sie das schon mal gemacht haetten, und ob es gut sei.
ja, es sei gut, sagten sie, aber: HARD!
naja, dachte ich, was drei kleine japanerinnen koennen, kann ich auch. irgendwie werde ich das schon schaffen. schliesslich kann ich den yogakopfstand und den vollen lotussitz.
der lehrer kam. yogi kamal, ein gut aussehender junger mann, der eine fantastische energie verbreitete. es zeigte sich, dass die japanerinnen schon in japan diesen yogastil geuebt hatten und wussten, was der lehrer wollte, wenn er es in seinem schwer verstaendlichen englischen singsang in den raum hineinrief.
vielleicht nennt man das auch power-yoga. es war jedenfalls das anstrengendste training, das ich jemals besucht habe.
am ende sollten wir nicht nur den yogakopfstand machen, sondern die beine auch zu einem 90 grad-winkel absenken und dabei die balance weiterhalten.
das war aber bei weitem nicht die schwierigste uebung. bei anderen uebungen drehte er meinen oberkoerper, zog an meinen armen und beinen, drueckte von hinten, rief "lift your heart" und gab mir schliesslich einen gutmuetigen klaps auf den ruecken: "rest!"
ich dampfte und genierte mich wegen meinem ungewaschensein.
yogi kamal sagte, ich wuerde wahrscheinlich morgen ein wenig muskelkater haben. dann empfahl er uns, gut zu essen, gut zu schlafen und mehr wasser zu trinken.
ich taumelte auf die strasse und fuehlte mich fantastisch.
nach einer dusche und einer runde kleiderwaschen ging ich dann abendessen in einem rooftop-restaurant, wo ich einen griechen kennenlernte. auch er kommt jedes jahr fuer mehrere wochen nach rishikesh. er hatte schon von yogi kamal und seinen yogastunden gehoert, die den ruf haben, sehr anstrengend zu sein.
wir unterhielten uns ueber ouzo, retsina, fetakaese, ueber lesvos, chios und natuerlich auch ueber indien.
ich glaube, yogi kamal ist es zu verdanken, dass ich in der nach gut schlief, unter meinem moskitonetz, das ich an der waescheleine ueber dem bett aufgehaengt habe und auf dem bett, das so hart war, dass ich mir ein polster unter die huefte legen musste, wenn ich mich zur seite drehte.
als ich am morgen aufwachte, besuchte ich die yogastunde im ashram.
der selbe orangegekleidete gutmuetige aeltere mann, der gestern die mantra-stunde geleitet hatte, sass auf dem kanapee. diesmal war die halle voll und das mikrofon funktionierte.
die uebungen waren einfach und fuer ungeuebte westler geeignet. danach folgte eine viertelstunde angeleitete meditation, bei der wir "om" vor uns hin summten.
immer wieder sagte der lehrer, "make yourself comfortable", und es war nichts gegen die stunde einzuwenden, weil sie, wie der schwede schon sagte, die gelenke schoen aufwaermte.
ich habe im ashram fuer vier naechte bezahlt. heute werde ich mal sehen, was rishikesh sonst noch fuer mich bereithaelt und ob ich mir vielleicht auch vorstellen kann, laenger hierzubleiben.
liebe gruesse!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Man måste väl också uppleva denna sida av Indien, jag antar att många ser det som det "riktiga" Indien och det låter ju som om du hittar både kul saker och människor. Jag är evigt tacksam att jag slipper yoga av alla slag, det låter gräsligt. Give me bellydance any day!

Sabine Neumann hat gesagt…

men den gamle brandgule farbrorns yoga skulle kunna va naat for dig. "keeps you trim and slim", som han sa imorse.