Freitag, 13. März 2009

die stirn einer kuh und weitere beobachtungen aus rishikesh

die stirn einer kuh beruehren und dann die hand zur eigenen stirn fuehren. so verschafft man sich eine art segen.
ich bin heute frueh am morgen durch rishikesh gelaufen und habe gesehen: das ist die zeit des tages, zu der die kuehe mit den resten des letzten tages gefuettert werden. danach holt man sich von der kuh seinen segen.
ich habe es natuerlich auch gemacht, gleich mehrmals. das fuettern und den segen. jedesmal, wenn ich meine tasche oeffne, um einer kuh was hinzuwerfen (ein stueck brot oder bananenschalen), dann ahnt sie gleich, dass was gutes auf dem weg ist und kommt zielstrebig auf mich zu.
leider ist meine durchfallerkrankung noch nicht voellig ausgeheilt, auch wenn es mir koerperlich ungleich besser geht. deshalb liess ich mir heute in einer ayurveda-apotheke medizin geben. sechs gruene geleekapseln und zwoelf grosse tabletten in der farbe von getrocknetem kuhfladen. die nehme ich jetzt dreimal taeglich zu mir.
die gruenen geleekapseln bewirken, dass jeder kleine ruelpser in meinem mund einen angenehmen minzgeschmack zuruecklaesst.
die mutter ganga fand wohl, dass eine aeussere reinigung bei mir nicht ausreichte und befahl auch eine innere. ich bin jetzt auch mit einer erkaeltung gesegnet, aber der herrische und etwas verschlagene verkaeufer vom gemischtwarenladen um die ecke verkaufte mir gleich ein nasenspuelkaennchen aus plastik und yogasalz aus dem himalaya. wo soll man diese dinge kaufen, wenn nicht hier?
jedesmal, wenn ich bei ihm was kaufe, versucht er mir einen kaputten oder veralteten 10-rupie-schein anzudrehen, und auch bei den preisen schaut er ein wenig zu seinen gunsten durch die finger. aber ich lass mich nicht verarschen, nicht nach zweieinhalb monaten indien. oder bloss ein bisschen.
ich habe mich gestern fuer einen reikikurs (die 2. stufe) entschieden. nach vielem herumsuchen und nachfragen und feilschen und ueberlegen habe ich mich master soma gewaehlt, dessen leuchtend rote werbeplakate mir als erstes ins auge gefallen sind (aber ich dachte, man kann ja nicht auf leuchtend rote werbeplakate hereinfallen!).
ich fange heute an und gehe dann drei tage lang taeglich zu ihm.
er sieht sehr gut aus.
er hat seine ausbildung in poona und in dharamsala gemacht und fragte mich ein wenig ueber reiki aus, was mir gefiel.
wie immer kam es mir aber vor, als wuesste ich ueberhaupt nichts und haette nie irgendwas gemacht und sowieso keine ahnung von auch nur einer sache auf der welt.
zurueck in meinem zimmer, ging ich nervoes alle auflegepositionen durch, die ich gelernt habe, kam aber beim ruecken bloss auf neun, so sehr ich mich auch anstrengte.
habe ich schon geschrieben, was mein lieblingsgetraenk in rishikesh ist? ginger lemon honey. ich trinke davon taeglich mindestens vier glaeser voll.
ich ass gestern im 'moksha cafe', das mit dem slogan 'food is god' fuer sich wirbt, was mir sehr zusagt. es ist koreanisch, ich sass auf dem boden an einem niedrigen tisch und ass ein etwas unbegreifliches gericht, das aus einer recht begreiflichen misosuppe mit spinat und tofu und ein paar extratellern mit eingelegten suess-saeuerlichen gemuese sowie einer schale reis und einem gedeckten spiegelei bestand. es war ganz interessant, aber nicht der kulinarische hoehepunkt meiner reise. neben mir lagen zwei junge japanerinnen auf den kissen ausgetreckt und fuehrten ein kichergespraech.
ein affe grabschte aufgebracht nach meinem bein, als ich vorueberlief, ich hatte keine ahnung, was ihn so empoerte, aber ich konnte ihn schnell abschuetteln.
im restaurant gestern abend sassen zwei schwedische motorradfahrer am nebentisch, die sich gegenseitig ihre heldentaten erzaehlten. es klang, als waeren sie comicfiguren, paff, splash, bumm. v.a. der eine hatte sehr viele glanztaten zu berichten und wie er immer alles richtig gemacht hat bei begegnungen mit tigern, leoparden und anderem unbill.
weitere beobachtungen aus rishikesh: am morgen werden die strassen gespuelt, vor den haeusern wird gefegt. heute ist wieder (nach holi) ein normaler arbeitstag. die bauarbeiter sind ins krishna cottage zurueckgekehrt und haemmern und bekommen um 10 uhr tee in metallbechern serviert.
am morgen machen gruppen von pilgern mit kleinen, sichtbar an ihrer kleidung angebrachten plastikflaschen, in die sie wasser des ganges gefuellt haben, und den kopf in orangefarbene tuecher gewickelt, sich auf den weg zu einem shivatempel drei stunden bergaufwaerts, wo sie dieses wasser opfern.
wenn es mir noch besser geht, morgen oder uebermorgen, mache ich diese wanderung auch.
ich sass im fruehstuecksrestaurant und las die hindustan times.
ich las, dass ein paar dutzend kinder beim holi-festival von giftiger farbe krank wurden und mit uebelkeit und erbrechen ins krankenhaus eingeliefert wurden.
ich las, das ein junger mann waehrend des holi-festivals in rishikesh im ganges ertrunken ist (sein koerper wurde nicht aufgefunden) und dass ein maedchen, ebenfalls in rishikesh, von ein paar jungen maennern in ihrem elternhaus belaestigt und der hinzukommende vater verpruegelt wurde.
ich las, dass in dehra dun tibeter im gedenken an den 50-jahrestag der fehlgeschlagenen befreiung einen protestmarsch veranstaltet haben.
ich las, dass in einem ort hier in der gegend ein rechtsanwalt auf der strasse einem mopedfahrer ins bein geschossen hat, weil dieser sein auto (einen scorpio) gerammt hat.
ich las, dass ein kleiner junge, ebenfalls hier in der gegend, vom dach seines elternhauses fiel und von einer eisenstange durchbohrt wurde (es war ein foto des kindes zu sehen. die rostige stange ragte links und rechts aus seinem koerper. seine augen waren geoeffnet und zeigten den schock), dass aber nach einer dreistuendigen operation sein zustand stabil sei und die folgenden 72 stunden von entscheidender bedeutung seien.
ich las auch, dass ein schueler in der naehe von stuttgart 15 mitschueler erschossen hat und dann selbst erschossen wurde, als er versuchte zu fliehen und kann mir vorstellen, womit die zeitungen in deutschland jetzt voll sind.
ein tourist trug einen lahmen bettler in mein fruehstuecksrestaurant, setzte sich mit ihm an einen tisch und forderte ihn auf, sich ein fruehstueck zu bestellen.
es gibt hier einen alten mann mit einer weissrot bemalten stirn, der immer auf einer steinbank sitzt (neben ihm sitzt eine alte frau) und in einem dicken, heilig aussehenden, in lumpen gebundenen buch liest.
ein bettler kritzelt immer mit winziger schrift ziffern oder heilige woerter in ein schreibbuch.
ich habe noch nicht die fotos beschriebe, die im eingangsbereich des sri ved niketan ashram hingen. darauf war der bebrillte mann zu sehen, der wohl der guru dieses ashrams ist. er trug eine art badehose, war sonst unbekleidet und unbehaart und sass auf einem leopardenfell. er hatte die beine hinter dem koerper verschraenkt (so ungefaehr), den bauch eingezogen, die arme schlangen um den ganzen oberkoerper, mit den fingern zog er sich selber an den ohren, und das mit einem voellig ernsten gesichtsausdruck.
auf mehreren eingerahmten bildern waren derartig haarstraeubende und (unfreiwillig) zum lachen reizende koerperpositionen abgebildet.
der franzose mit dem taetowierten gesicht hat uebrigens drei jahre lang in erlangen bei einer versicherung gearbeitet. ich frage mich, ob sein gesicht da auch schon taetowiert war.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

intressant hur internationellt kök du njuter, det är annat än i TamilNadu... du har målat mig en så tydlig bild a Rishikesh - det skall bli intressant att se foton sen!Bastet snarkar i mitt knä.

Sabine Neumann hat gesagt…

tar inte saa maanga foton precis. det ar inte saa fotovanligt som tamil nadu, och nastan ingen som kommer och ropar "foto please, camera?"