Donnerstag, 5. März 2009

snaks bar in happy valley

um das sakshama cyber cafe in happy valley, der tibetischen kolonie von mussouri zu kommen, musste ich erstmal eine nicht besonders vielversprechende treppe hinaufsteigen und dann einen nicht besonders vielversprechenden gang entlang gehen. aber dann befand ich mich im herzen der cyber-community von happy valley. das cafe hat eine "snaks bar" und ist in erster linie von jungen maennern bevoelkert. und eben von mir.
newman mein name.
goodbye, newman, sagte der junge mann zu mir, mit dem ich mich im zug unterhalten hatte, im sitzen eingequetscht zwischen oberer und unterer pritsche. er wusste ziemlich viel. z.b. erklaerte er mir, dass es in europa germanische und romanische sprachen gibt, er wusste alle hauptstaedte europas und die verschiedenen laender suedamerikas, er konnte "was machst du" sagen, allerdings verstand ich es nicht, er wusste, dass die mauer 1990 gefallen ist (1989, warf ich ein) und deutschland davor aufgeteilt war in einen kommunistischen und einen kapitalistischen teil. und dass die deutschen hitler vergoettern.
halt. stop. da musste ich ihn natuerlich belehren und ihm einen kleinen vortrag halten. ich hoffe, dass er ihn verstanden hat.
ich gab ihm meinen pass und meinen impfausweis zu lesen. wir unterhielten uns ueber alles moegliche, z.b. ueber die schnarcher, die auf der mittelpritsche lagen, und ich lernte, was schnarchen auf hindi heisst, etwas wie "krate", was ich ziemlich lautmalerisch fand.
als der zug losfuhr, war ich fast allein in einem ganzen sleeper abteil.
was, sollte indien sich ploetzlich in ein paradies verwandelt haben?
aber als der zug an einem anderen bahnhof in delhi anhielt, stroemten die massen herein, hauptsaechlich studenten, die nach dehra dun fuhren, weil der ort naemlich ein zentrum fuer ausbildung ist, wie ich in meinem reisefuehrer gelesen habe. viele exiltibeter. und dann die zwei beleibten und missmutig aussehenden indischen maenner, die natuerlich mein abteil teilten und sich als grosse schnarcher entpuppten.
die studenten mussten sich bis lange in die nacht unterhalten. dann kam ein kleiner aufgeregter mann, der vor meiner sleeperabteilung herumschrie und beinahe eine schlaegerei angefangen haette. ich hatte keine ahnung, worum es ging, aber der schaffner kam dann und klaerte das problem, und die studenten kicherten und glucksten.
in dehra dun stieg ich, mit der hilfe des studenten, der sich so gut auskannte und der mich "newman" nannte, gleich in einen bus nach moussourie, das ist eine hill station.
hauptsaechlich, um irgendwo anzukommen, wo ich mich erstmal in ruhe sortieren kann, meinen rucksack auspacken, irgendwie zu mir kommen, vielleicht ein bisschen spazieren gehen.
was ich jetzt auch gemacht habe. ich wohne im hotel super. das ist kein witz. der hotelboy zog den vorhang beiseite und sagte: "view!" es war vielleicht seine besondere art von humor, ich sah naemlich nur eine mauer. aber das macht nichts. das hotelzimmer ist akzeptabel, fuer indische standards jedenfalls, und ich bleibe nur eine nacht hier.
das hotel wirbt uebrigens mit "wall-to-wall-carpet", was teppichboden bedeutet, aber auf den wuerde ich lieber verzichten, weil er ungefaehr 20 jahre alt ist (meine schaetzung) und der cleaning boy keinen staubsauger hat, sondern nur einen reisigbesen.
dass die bettlaken grosse dunkle flecken haben, liegt auch nur daran, dass einer meiner vorgaenger seinen fruehstueckskaffee darueber ausgeschuettet hat, der beim waschen nicht mehr rausgeht. und schliesslich habe ich mein wunderbares seidenlaken.
der zug und auch die strasse war uebrigens voll von orange gekleideten pilgern und heiligen maennern (sadhus), die unterwegs waren zu irgendeinem guru.
nach einer wunderbaren heissen dusche im hotel super ging ich in frische kleider gekleidet hinaus, um einfach ein bisschen durch die strassen zu schlendern. ich ass etwas zu mittag, in einem tibetisch-chinesischen restaurant mit dem namen "rice bowl" und trank einen ginger honey tee dazu.
irgendwann beschloss ich dann, zum buddha tempel zu gehen. nahm mir eine fahrradrikscha, und das war eine weise entscheidung, weil der weg laenger war als er auf der karte aussah, die ich im tourist office bekommen hatte. und als mich der rikschafahrer absetzte, musste ich immer noch eine halbe stunde laufen.
aber das machte nichts. die luft war kuehl und angenehm, die sonne schien, es gab kaum ein auto auf der strasse.
happy valley ist, wie der name es schon suggeriert, ein stadtteil, in dem wirklich eine friedliche stimmung herrscht.
heute habe ich ein neues sprichwort erfunden: wo man saet und pflanzt, da lass dich nieder.
eine fruehre muellkippe war (von einem herrn yongden oder so) in einen garten verwandelt worden und davor stand ein schild mit der aufforderung, die natur nicht mit gedankenlos weggeworfenem muell zu verschandeln.
viele kleine blumentoepfe (alte blechdosen oder plastikeimer) standen vor den haeusern, bepflanzt mit kraeutern und blumen.
von der tibetischen schule, einem riesigen gelben gebaeude, gingen die aelteren jungs zum tea shop, um dort etwas zu essen und physik zu lernen. ein paar maedchen gingen zum gipfel des bergs, auf dem an langen leinen unzaehlige gebetsfahnen flatterten, setzten sich dort alleine hin und lasen in ihren buechern.
es ist irgendwie so eine ruhige und respektvolle stimmung hier.
ich ging zum tempel, vor dem ein tibetischer moench sass, der in irgendeiner sanskritschrift las. ich zog meine schuhe aus und ging in den tempel hinein, nachdem ich den moench gefragt hatte, ob das in ordnung sei. dort sassen an kleinen tischen zwei schulmaedchen und rezitierten sutren, die auf grosse lange blaetter gedruckt und in orangefarbenen stoff eingeschlagen waren.
vor dem tempel waren auch viele blumentoepfe, mit kleinen pflanzen bepflanzt.
die aussicht ueber die berge war grossartig. eine alte tibetische nonne unterhielt sich mit einer tibeterin.
ich drehte an ein paar tibetischen gebetsmuehlen, die das "om mani padme hum" auf unzaehligen zetteln enthalten.
und jetzt bin ich im sakshama cyber cafe, das die langsamsten computer hat, die ich seit langem erlebt habe und in das grade ein paar kleine und gutgelaunt schnatternde kleine jungs hereingekommen sind, die aber vom cyberchef mit einem schnalzen der zunge wieder hinauskomplimentiert wurden.

4 Kommentare:

KP hat gesagt…

Bei den Javanesen war's so, dass sie bei der rituellen Konversation hauptsächlich Spass haben wollten. Die Frage "Wieviele Kinder?" konnte man also gut mit "43" beantworten, das hat den Zweck erfüllt. In Indonesien gibt es sogar ein paar Kalauer, die die Einheimischen gerne verwenden, z.B. auf die Frage "Wo gehst Du hin?" zu antworten "Ich gehe den Mond streicheln". Schön, oder?

Anonym hat gesagt…

Så härligt att du hamnat i det tibetanska! Men det är väl långt till Dharamsala? Jag har sett om vår (Carinas) indiska videoserie och har sett en del av vad du beskriver från Delhi och annorstädes. Buddhismprogrammet är verkligen jätterbra.

Sabine Neumann hat gesagt…

ich gehe den mond streicheln, echt schoen. habe das buch "eat, pray, love" gelesen, wo die autorin das auch beschreibt, dass die javanesen das genau wissen muessen, wo einer herkommt und wo er hingeht. dass das irgendwie wichtig ist in deren universum. in delhi ist es aber glaube ich nur im gelduniversum wichtig.

Anonym hat gesagt…

Jetzt mach mein Delhi nicht so schlecht und es interessiert viele auch wirklich wo man herkommt :)