Mittwoch, 11. März 2009

die touristenkrankheit

es ist passiert: ich hab mir den magen (oder besser den darm) verdorben. das sagt sich jetzt so leicht dahin, aber es war nicht so besonders lustig.
nach meinem letzten eintrag hier ging ich in den ashram zurueck, machte mein bett fuer die nacht, aber alles fuehlte sich irgendwie falsch an. ich begann ploetzlich unter meinem durchhaengenden mueckennetz fuerchterlich zu frieren, dachte, nanu, ist es hier vorne wirklich kaelter als hinten im ashram, wo ich bis dahin gewohnt hatte, oder ist die nacht kaelter. auch die matratze kam mir ploetzlich viel haerter vor. ich zog alle kleider an, die mir so einfielen, merkte dabei, dass ich mich vor dem hinlegen gar nicht umgezogen hatte, konnte trotzdem nicht aufhoeren zu zittern, und allmaehlich daemmerte mir, dass irgendwas mit mir nicht stimmte.
ein furchtbares gefuehl in der gesamten darm- und magengegend. und dann folgte eine sehr lange nacht, mit sehr vielen besuchen auf der leicht EKLIGEN toilette.
ich war uebrigens nicht die einzige, der es in dieser nacht schlecht ging. draussen im hof hoerte ich jemanden andauernd kotzen, dann nachspuelen, kotzen, nachspuelen usw. ich weiss nicht, wer uebler dran war, er oder ich.
muessig drueber nachzudenken, was an meiner erkrankung schuld war, ich tippe aber auf das omelette-sandwich im "little buddha cafe", nach dem mir irgendwie schlecht war (aber vielleicht kam es auch von was ganz anderem).
ich glaube einfach, dass mir rishikesh mit seiner unseligen mischung aus heiligkeit und kommerz auf die eingeweide schlaegt und ich ploetzlich anfaellig war.
in der nacht beschloss ich, am morgen all meine verbleibende energie zusammenzunehmen, meinen rucksack zu packen und in ein nettes guesthouse umzuziehen. und das tat ich auch. es war wirklich schwer, ich ging mit kleinen vorsichtigen schritten, aber ich kam an mein ziel.
im krishna cottage bekam ich ein helles doppelzimmer mit europaeischer toilette (!! ein gluecksgefuehl, kann ich nur sagen), kaufte mir fuenf liter wasser und eine rolle klopapier und legte mich erstmal ins bett, wo ich die naechsten 20 stunden blieb und schlief, der schlaf nur unterbrochen von toilettenbesuchen, trinkpausen und sms-empfaengen und-verschickungen.
gottseidank hatte ich brausetabletten in meinem rucksack, die mineralienverlust bei durchfall ersetzen, und sogar tabletten gegen durchfall, die allerdings nicht halfen.
vor dem fenster spielten kinder mit hohen, schneidenden stimmen, bauarbeiter erweiterten das krishna cottage mit kraeftigen hammerschlaegen und rufen, am abend hoerte ich glockenlaeuten und heiliges singen aus dem benachbarten ashram, und gegen neun uhr abends kam mit trommelschlaegen und lautem rufen und gesang eine gruppe leute, die das holi-festival feierten (es ist das beruehmte farbfestival, bei der man sich gegenseitig mit farbbeuteln bewirft). ich schlief trotzdem und schlief und schlief und schlief.
ich hoffe, man sieht auf dem bild, wie krank ich bin:
heute wachte ich dann um 8 uhr morgens auf, fuehlte mich schon etwas besser, gratulierte mir zum krishna cottage, und noch mehr gratulierte ich mir, als ich feststellte, dass ich mir toast und schwarzen tee aufs zimmer bringen lassen konnte, die ich vorsichtig verzehrte.
dann las ich, zum ersten mal seit langem, und zwar die "flegeljahre" von jean paul, worauf ich mich ungeheuer nach europa im allgemeinen und deutschland im besonderen sehnte und dachte, dass ich die europaeische aufklaerung doch der oestlichen erleuchtung (wenigstens wenn sie im stil von rishikesh ist) vorziehe.
am fruehen nachmittag ging ich hinaus, um in einem hotelrestaurant reis und gekochtes gemuese zu essen und ginger-lemon-honey-tee zu trinken.
alle kuehe und hunde auf der strasse waren bunt bepudert, ein alter mann kam mir mit gruenem haar entgegen, andere hatten pinkfarbene gesichter und mein kellner ein in vielen farben beflecktes t-shirt. wegen meines zustands, der immer noch ziemlich gebrechlich war, hatte ich keine lust auf ein farbgemenge, bin aber auch darum herum gekommen und ging zurueck ins guesthouse.
die fuenf jungen maenner, die so was wie das personal von diesem guesthouse darstellen, sassen auf einer decke auf dem gras im innenhof und spielten karten.
dann las ich wieder in meinem bett, und fuehlte mich spaeter so stark, dass ich die 2 km bis nach laxmanjhula ging, um meine waesche bei der waschlady abzuholen, neue waesche abzugeben und eine cola zu trinken (das war die medizin von meinem kinderarzt doktor hoecht bei durchfall) sowie eine tomatensuppe zu essen, und das ohne irgendwelche unmittelbaren folgen.
es scheint also, dass meine krankheit zu ihrem ende kommt und dass ich hoffentlich wieder bald ganz gesund bin.
ich plane schon meine abreise von hier und blaettere im reisefuehrer...

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