Donnerstag, 2. April 2009

eine naechtliche busfahrt

dies ist wahrscheinlich mein letzter blogeintrag aus indien.
ich sitze in einem sehr billigen internetcafe, das ich zufaellig gefunden habe, und werde jetzt noch die eindruecke meiner naechtlichen busfahrt von dharamsala nach delhi beschreiben, bevor ich mich wieder auf den weg zur jugendherberge mache, um zu packen, vielleicht nochmal zu duschen (zweimal am tag heiss duschen: der himmel!) und dann nichts mehr zu tun ausser vielleicht lesen.
das abendessen habe ich schon bestellt und bezahlt.
ich habe auch das taxi schon bestellt (aber das habe ich vielleicht schon geschrieben).
ich habe gerade noch so viel geld, dass es fuer das taxi und vielleicht einen tee am flughafen reicht.
aber jetzt zu meiner fahrt im "deluxe"-bus von mcleodganj nach delhi.
was man in indien "deluxe"-bus nennt, ist natuerlich nicht gerade das, was man sich in deutschland unter "deluxe"-bus vorstellt. aber es ist immerhin ein bus, der kopfstuetzen hat und bei dem man die rueckenlehne verstellen kann. ausserdem hat man ziemlich viel beinfreiheit. und es gibt ein ac-system. die fahrerkabine ist vom passagierraum durch eine tuer abgetrennt, wodurch man auch vor den verkehrsgeraeuschen ziemlich geschuetzt ist.
alles in allem war der bus nach indischer art ein wenig heruntergekommen und versifft, doch bequem, und vor allem hatte man viel platz, da nur eine handvoll passagiere mitfuhren.
diese handvoll passagiere waren: meine wenigkeit, ein paar schlecht gelaunte (!) tibeterinnen (die sich in den hinteren teil des busses verzogen), ein doktorand aus delhi, mit dem ich vor der abfahrt ein paar worte gewechselt hatte (er doktorierte ueber die faltung von proteinen) und der wie ein schuetzender engel hinter mir sass.
und dann die maenner.
ich mag maenner. ich liebe maenner. ich bin gern in der gesellschaft von maennern.
aber es gibt maenner, die einen wirklich darueber nachgruebeln lassen, wie jemals das geruecht aufkommen konnte, dass das maennliche geschlecht das ueberlegene ist.
es waren solche maenner.
maenner mittleren alters, mit gewoelbten baeuchen und von selbstbezogenheit getruebten augen, die voellig jede sensibilitaet fuer ihre umgebung vermissen lassen.
sie schreien ungeruehrt in ihr handy, obwohl es im bus schon dunkel ist und die anderen fahrgaeste offensichtlich schon schlafen. (ueberhaupt das handy, dieser mutterbrustersatz!)
sie breiten sich aus und lehnen sich zurueck, und wenn die ruecklehne dann nicht weiter zu faellen geht, dann versuchen sie es mit gewalt noch einmal, und noch einmal, und noch einmal.
wenn der bus in einer kleinen ortschaft anhaelt, dann steigen sie aus und pissen an den strassenrand.
und dann steigen sie ein, eine tuete aus zeitungspapier mit frittiertem kleinzeug in der hand, das sie schmatzend verzehren, wobei sie genuesslich ihre an die wand gestemmten nackten fuesse betrachten, und wenn sie mit dem essen fertig sind, dann wischen sie ihre fettigen finger an der gardine des busses ab.
(ein entruesteter ausruf kam von meinem sitz)
ich verallgemeinere. der doktorand hatte sich auf seiner sitzbank in der "sleeping child position" zusammengerollt und war meine moralische rettung in dieser nacht.
einem der maenner (er war ganz in weiss gekleidet) wurde schlecht.
er taumelte nach vorn in die fahrerkabine und schien aus dem fahrenden bus springen zu wollen. der bussschaffner schrie ihn mit seiner quaekenden stimme an.
dann bremste der busfahrer, und der mann taumelte hinaus in die nacht, versuchte, sich zu erbrechen, wusch sich dann das gesicht an einem wasserhahn.
er bekam eine aus zeitungspapier gefertigte kotztuete vom schaffner.
mir ging auf, dass die inder das stossdaempfersystem eines "deluxe"-busses natuerlich nicht gewohnt sind. und bei der rasenden, staendig von abrupten bremsungen unterbrochenen, bergabfahrt ueber die serpentinen des himalaya hinab in das nordindische flachland schaukelte der bus ganz ordentlich.
dem weissen mann wurde es natuerlich gleich wieder schlecht, und er erbrach sich in die tuete aus zeitungspapier. ich sass stocksteif in meinem sitz und stellte mir vor, wie die tuete durchweichte. wie der mann sich nicht darum scherte und sie auf den boden stellte. wie das erbrochene sich in meine richtung ausbreitete...
aber seltsamerweise roch es nicht einmal, und beim naechsten halt trug der mann sein tuetchen hinaus und entsorgte es ordentlich (liess es auf den boden fallen), wofuer ich ihm sehr dankbar war.
nunja, ich schlief, so gut man in einem bus schlafen kann, und als ich aufwachte, lag vor dem fenster schon die morgendaemmerung ueber den vororten von delhi, und wir waren fast da.
als der bus anhielt, erspaehte mich ein rikschafahrer sofort durch die getoente fensterscheibe und machte mich als das beste opfer dieses noch fruehen morgens aus.
ich liess ihm seine freude, und er brachte mich zur jugendherberge, allerdings nicht zu dem von ihm selbst vorgeschlagenen idiotenpreis, was wiederum der triumph meines tages war (und wofuer ich dem doktoranden dankbar sein musste, der mir gesagt hatte, was die fahrt ungefaehr kosten solle).
ich werde in den naechsten tagen den blog ein wenig ergaenzen und ueberarbeiten und wahrscheinlich auch bilder und kleine filme einfuegen.
meine reise hoert hier nicht auf.
sie geht nur anders weiter.
in tushita habe ich gelernt, die positive energie jeder meditationssitzung sich ueber das ganze universum ausbreiten zu lassen.
moegen alle lebewesen gluecklich sein!

3 Kommentare:

KP hat gesagt…

War schon ganz gespannt auf Neuigkeiten. Und dann gleich drei Einträge auf einmal - wie schön. Hier kommt ganz zaghaft der lang ersehnte Frühling. Ich habe in diesem Winter ganz viel schlechtes Karma auf mich geladen, weil ich oft jemanden persönlich verantwortlich machen wollte für dieses ewige Schmuddelwetter bestehend aus meinen Lieblingskomponenten Kälte, Wind und Nässe. Jetzt atme ich erstmal auf. Lieber Gruß,

Nati hat gesagt…

... und Deine positive und ausgebreitete Energie ist also - wie KP schon schrieb - hier in Frühlingsform tatsächlich schon (!) angekommen - hab also lieben Dank! Auch ich werd, davon beschwingt, gleich fröhlich durch die Bayerwaldlandschaft nach Hause "fliegen", DELUXE: ohne dass wer kotzt! Gute Weiterreise!!!

Sabine Neumann hat gesagt…

auch in kopenhagen war es fruehling, als ich aus dem flugzeug ausstieg...