Montag, 9. Februar 2009

mehr zum sesshin

das sesshin beginnt am morgen um 5:00 mit dem wecken. jemand geht mit einer grossen glocke durch den innenhof. es ist eigentlich gar nicht moeglich, nicht davon aufzuwachen. bucket shower, mit solargeheiztem wasser.
um 5:25 wird der grosse gong vor dem zendo geschlagen, und dann muss man sich unverzueglich an seinen platz begeben. der tag beginnt mit rezitationen und verneigungen, und dann wird bis um 7:00 gesessen (mit dokusan, d.h. dass man den lehrer zu einem kurzen gespraech, einer frage, einer "pruefung", aufsuchen kann). ein kinhin (meditatives gehen zwischen den sitzungen) war am morgen frei, man konnte das zendo verlassen und z.b. auf dem dach auf und ab gehen, zu der zeit, wo grade die voegel ihren gesangswettkampf veranstalten und die sonne hinter den bergen langsam hoch kommt.
um 7:00 ist fruehstueck, man geht in den speisesaal, der sich im erdgeschoss befindet. das essen ist indisch, am morgen gibt es aber zudem auch selbstgebackenes brot (es stehen zwei toaster bereit) und manchmal spiegeleier, man kann (selbstgemachte?) cornflakes essen, es gibt kaffee, tee, heisse milch, sogar selbstgemachte erdnussbutter und dieses unsaegliche rote suesse zeug, das sie in indien marmelade nennen.
danach ist samu, d.h. arbeitszeit. waehrend des sesshins war ich fuer den garten im innenhof zustaendig, unkraut jaeten, laub aufsammeln usw. diese woche bin ich zusammen mit einem journalisten aus england mit dem speisesaal dran, d.h. putzen, fuer abspuelwasser sorgen, neue blumen hinstellen, essen in die kueche bringen usw. um 9:55 wird wieder der gong zum sitzen geschlagen, und man sitzt zwei runden und versammelt sich um 11:00 in der sog. "meeting hall" zum teisho, die von pater ama samy gehalten werden.
die teishos waehrend des sesshins handelten am ersten tag von "shikantaza", einfach sitzen, und am zweiten tag von einem koan, d.h. einer fuer das zen typischen paradoxen frage oder situation, z.b. wie kannst du den gesang der voegel beenden? die teishos waren wirklich grossartig, voller waerme, belesenheit, humor, innerer freiheit, wirklich eine grosse freude zum zuhoeren...
anschliessend ist freies sitzen bis um 12:30, denn dann ist es zeit zum mittagessen. das essen schmeckt phantastisch hier, habe ich das schon geschrieben? es gibt meistens reis und verschiedene gemuese, einen grossen salat, yoghurt und hinterher bananen, die hier auf dem gelaende wachsen. jeder spuelt sein geschirr nach einem genau ausgekluegelten system selber ab, und bis um 15:00 ist pause. im gegensatz zu anderen sesshins, auf denen ich gewesen bin, wird hier vom lesen nicht abgeraten.
man kann also entweder schlafen, oder spazieren gehen oder sich mit einem buch in den garten zurueckziehen, wo es zwei pavillons gibt, einen japanischen steingarten, viele stuehle, steinbaenke etc. (aber auch etwas, das ich jetzt "grasfloehe" nenne, unsichtbare boese tierchen, die dich stechen/beissen, sobald du dich ins gruene begibst und deren stiche/bisse dich dann tagelang zum wahnsinn treiben).
von 15:00 bis 16:00 sitzen, dann kaffee- und teepause, oft mit selbstgebackenem kuchen oder frittierten teigbaellchen oder mit keksen, und von 17:30 bis 19:00 erneut sitzen, mit dokusan, rezitation, freiem kinhin.
ratet mal, was um 19:00 dran ist? stimmt: abendessen. auch das indisch, mit brot und einer sosse, banane usw.
und von 8:00 bis 8:45 war dann noch mal eine runde sitzen, rezitation und tagesabschluss mit gong und klangholz, verneigungen.
ende.
wie gesagt, das war der tagesablauf eines sesshins hier.
an "normalen" tagen wie heute wird insgesamt nur dreieinhalb stunden gesessen mit moeglichkeit zu dokusan am morgen, es gibt lange schweigezeiten, z.b. von 17:30 bis 7:10 und auch von 10:30 bis 12:30. das zendo ist immer geoeffnet und natuerlich kann man sitzen, wann man will.
zum japanischen garten noch was lustiges. der steingarten wird ja jeden tag von zwei leuten "gekaemmt" und gesaeubert. er ist ein ausdruck fuer die ruhe und klarheit und leere des geistes. der steingarten wird nicht betreten, sondern nur ehrfuerchtig angeschaut.
gestern frueh waehrend des freien kinhins fiel mein blick vom dach hinunter in den garten und da sah ich, dass zwei hunde sich in der mitte dieses steingartens ganz ohne jede hemmungen kleine gruben zurechtgeschaufelt hatten, in denen sie lagen und nun mit aufgestellten ohren zu diesen komischen gestalten hochblickten, die auf dem dach des hauses herumwandelten.
ich habe inzwischen vom schneider in perumal malai meine neue hose abgeholt. erst fand ich, dass er das modell "kartoffelsack" etwas zu sehr betont hat, aber dann habe ich die hose gleich gewaschen und inzwischen finde ich sie ganz gut. ich liess auch eine hose von ihm ausbessern, bei der die naht gerissen war und von einer bluse die aermel kuerzer machen. ingesamt bezahlte ich 150 rupies, das sind ungefaehr 2,50 Euro.
ich schaute ihm fasziniert beim naehen zu und dachte: da machen wir da oben auf dem berg mit viel getue ein sesshin, und eigentlich koennte dieser schneider uns beibringen, was achtsamkeit ist.
das reicht fuer heute. bis bald. freue mich ueber kommentare.

4 Kommentare:

KP hat gesagt…

Lila Brille (das Gestell, nicht die Gläser) und Kartoffelsackhosen - habe mir gerade diese Kombination vorgestellt und musste lächeln. Dürft Ihr denn während des Sesshins sprechen?

Anonym hat gesagt…

Det låter som en underbart vilsam sorts sesshin, jag kommer absolut nästa år! Hur många sittimmar blir det egentligen per dag?

Sabine Neumann hat gesagt…

waehrend des sesshins ist eigentlich schweigen, bis auf die noetigsten sachen, z.b. waehrend der arbeitszeit. die kartoffelsackhosen heissen seit heute wunschhosen!!!

Sabine Neumann hat gesagt…

es sind insgesamt vielleicht 7 1/2 sitzstunden. nicht so besonders viel also.