Samstag, 31. Januar 2009

internetpause auf dem elefantenberg

sorry dass ich einfach so sang- und klanglos hier eine unverzeihlich lange pause eingelegt habe (und danke all meinen engagierten lesern!).
aber das kam so: erstmal hab ich mir wieder (auf der zugfahrt von chidambaram nach tiruchirapally) eine erkaeltung zugezogen und konnte einfach keinen fuss in ein verschwitztes internetcafe setzen.
dann sind wir nach kerala gefahren und dort sogleich in die berge entschwunden, und da bin ich zwar von meiner erkaeltung genesen, aber ein internetcafe war dort nicht in sicht (ich konnte nicht mal sms-en von dort aus).
aber wie kann ich jetzt eine zusammenfassung der letzten vierzehn tage liefern?
es ist voellig unmoeglich.
vielleicht hilft eine simple aufzaehlung
1. der shiva-tempel in chidambaram mit seinen unbegreiflichen ritualen, hunderte von brahminen mit einer schicken knotenfrisur. dort sah ich eine kuh eine plastiktuete fressen und liess mich mit einer art messingschale segnen, die man mir kurz auf den kopf stuelpte. ausserdem habe ich wieder mal heiliges wasser geschluerft.
2. eine bootsfahrt auf den backwatern von pichivaram (den namen habe ich gerade erfunden!). der bootsfahrer fing ploetzlich an, ein endlos langes improvisiertes lied ueber einen bootsmann und sein boot zu singen.
3. auf der zugfahrt von chidambaram nach tiruchirapalli fragten mich meine zwei nachbarinnen, zwei indische maedchen (elf und zwoelf jahre alt), was fuer eine seife ich benuetze, weil meine haut so weiss ist...
4. dann holte ich meine brille im st.joseph's eye hospital ab. es sind nicht die brillenglaeser, die lila sind, sondern das gestell, aber es hat bei der bestellung ein missverstaendnis gegeben, was fuer indien so typisch ist, dass ich es kaum fuer erwaehnenswert halte, und, naja, mal sehen, ob ich sie in den naechsten jahren mal aufsetzen werde.
5. wir fuhren also nach palakkad. pia und ich. wir hatten es ploetzlich so satt zu reisen. wir wollten irgendwo sein, unsere taschen auspacken, am besten weit weg vom laerm und dreck und gestank der staedte. also nahmen wir einen bus nach nelliampathy, einen winzigen ort inmitten von tee- und kaffeeplantagen in 1500 m hoehe und mieteten uns in einem guesthouse mit dem schoenen namen 'ciscilia heritage' ein, wo wir beschlossen, neun tage zu bleiben. wir waren meist die ganze zeit die einzigen gaeste im haus, betreut von einem wunderbaren wesen mit dem namen appu. nur ueber das wochenende kamen ein paar indische mittelschichtsfamilien mit ihren mittelschichtsgewohnheiten, darueber vielleicht spaeter mehr.
um dorthin zu kommen, musste man von nelliampathy einen der vielen jeeps nehmen, in denen die jungen maenner des ortes den ganzen tag lang auf kunden warten. der jeep brauchte fuer die sechs kilometer ungefaehr zwanzig minuten, was etwas ueber den zustand des weges aussagt.
aber erst als wir die zweistuendige jeepfahrt nach manpaara gemacht hatten (viewpoint, gaanz wichtig in indien), hatte ich das gefuehl, wirklich in die extreme dessen eingeweiht worden zu sein, was man landlaeufig strassen oder wege nennt.
der besitzer unseres guesthouses hatte den schoenen namen joe sunny, seine frau hiess femmi, sie waren grosse gartenphantasten, und sie ueberschlugen sich darin, uns jeden tag neue spezialitaeten der kerala-kueche aufzutischen. gestern haben sie uns einige rezepte verraten, und wir haben eine vereinbarung: wenn ich das naechste mal komme, dann bekomme ich einen privaten kochkurs.
heute haben wir ausgerechnet, dass uns diese rundum-versorgung pro tag ungefaehr 10 euro per person gekostet hat. fuer indien sind das gehobene preise. fuer uns ist das erschwinglicher luxus.
taeglich haben wir wanderungen und spaziergaenge in die umgebenden teeplantagen gemacht, haben mit den arbeitern geredet, die den tee gepflueckt haben (ungefaehr 3 woerter), und jedesmal, wenn ich an einem speziellen stein vorbei kam, habe ich eine banane fuer die affen dagelassen, die auch naechstes mal garantiert weg war.
an den abenden sind wir immer auf unseren hausberg gestiegen, ein aufstieg von ungefaehr einer halben stunde, wo man einen wunderbaren ausblick hatte, und dort haben wir uns in die abendsonne gesetzt und auf die tiere gewartet.
wir haben riesige schwarze hirsche gesehen und einen bisonochsen. wir haben kleinere zierliche rehe gesehen und drei verschiedene sorten affen (eine art silberner punk-affe von unserer fruestuecksterrasse aus), wir haben rieseneichhoernchen gesehen und viele glueckliche kuehe (worueber man in indien schon froh ist), und ausserdem haben wir viel elefantenkacke gesehen und die ganze zeit gehofft, dass uns doch irgendwann einmal so ein ruesseltier ueber den weg laeuft. was wir dann gemacht haetten, weiss ich allerdings nicht.
die tage waren unterteilt in dreimal essen, einmal tea time, der rest war wandern und lesen und viel schreiben.
es gab den regenschirmmann, den shortsmann , streifenmann und den kuhmann.
allein darueber koennte ich eine menge schreiben.
von den pflanzen habe ich jetzt gar nichts gesagt. heute morgen, kurz vor unserer abfahrt durften wir noch jede eine frische passionsfrucht ausloeffeln und die ayurvedapflanzungen des gelaendes bewundern. wir haben viele, viele fotos gemacht.
so, und morgen trennen sich unsere wege. pia faehrt nach chennai und fliegt von dort nach hause. und ich fahre nach kodaikanal, wo ich im bodhizendo angemeldet bin. ob es dort ein erreichbares internetcafe gibt, weiss ich nicht. ich hoffe aber, dass ich euch bald wieder auf dem laufenden halten kann.
jetzt ist jedenfalls erst mal stille angesagt und meditation. ich hoffe, dass ich den ganzen februar dort bleiben kann.

1 Kommentar:

KP hat gesagt…

Das sind schöne Erlebnisse, vor allem Elefantenkacke (wildlebende Elefanten?) finde ich aufregend. Bin auch auf die Gewohnheiten der indischen Mittelschicht gespannt.