Freitag, 9. Januar 2009

trichy by night

und wieder sitze ich in einem internetcafe. es ist ueberhaupt nicht schwer, in indien ein internetcafe zu finden. es gibt sie an allen ecken. eine stunde surfen kostet 25-30 rupies, das sind ungefaehr 50 cent. eine stunde reicht, um meine mails zu lesen und etwas in meinen blog zu schreiben.
wir sind jetzt in tiruchirapally, kurz trichy genannt.
gestern kamen wir mit dem zug hierher.
es ist ein besonderes erlebnis, zug zu fahren.
erstmal ist mir aufgefallen, dass ich mich ueberhaupt nicht fuer den fahrplan interessierte, waehrend ich in deutschland oft dasitze und den "zugbegleiter" minutioes lese und kontrolliere, ob wir auch nicht irgendwo zwei minuten zu spaet abfahren.
hier entwickelt man irgendwie ein anderes verhaeltnis zur zeit.
ungeduld scheinen inder nicht zu kennen, und selbst wird man von ihrer gelassenheit angesteckt. ich sass am offenen fenster, liess mich vom fahrtwind anblasen und las die "zeit", die ich noch von der flugreise mit mir habe und die ich bis auf das letzte wort ausquetsche. das war natuerlich wegen des fahrtwinds nicht so leicht, vor allem, wenn ich versuchte, die zeitung umzublaettern.
dann wieder schaute ich hinaus auf reisfelder, halbtrockene flussbetten, doerfer, kinder, die dem zug zuwinkten, bunte dorftempel, flaches land, palmenhaine.
in einem beinahe ununterbrochenen strom gehen zugverkaeufer durch den zug und verkaufen tee, kaffee, frittierte linsenbaelle oder pepperoni oder reis mit gemuese, und an den bahnhoefen kommen die fliegenden verkaeufer ans fenster, mit kalten getraenken, mehr tee und mehr kaffee.
unser hotel in trichy ist ein ziemlicher luxuskasten, mit swimmingpool, mehreren geschaeften und restaurants und einer grossen empfangshalle. wir sind hier zwei naechte, und morgen fahren wir weiter aufs land, wo wir eher spartanisch wohnen werden.
wenn man das hotel betritt, kommen einem gleich mehrere uniformierte inder entgegen, die einem das gepaeck abnehmen und auch sonst jeden wunsch von den augen ablesen wollen.
heute oeffnete ich am nachmittag nur kurz die zimmertuer, weil ich glaubte, dass jemand geklopft hatte, da stand ein inder vom room service vor der tuer und fragte, ob ich vielleicht kaffee oder tee wollte oder sonst einen wunsch hatte. ja, wenn ich es mir recht ueberlegte, wollte ich kaffee. ich bekam also nach einer weile kaffee in einer kleinen thermoskanne. dann bezahlte ich und der mann ging wieder, um wenig spaeter zurueck zu kommen und mir die quittung mit dem stempel "bezahlt" zu ueberreichen.
es geht alles sehr korrekt zu. noch nie hat ein inder versucht, mich irgendwie uebers ohr zu hauen. ueberall werden quittungen ausgestellt, mit blaupause und stempel und am liebsten von mehreren leuten unterschrieben und kontrolliert.
ich hatte meine kleidung in mamallapuram selbst gewaschen, wollte sie aber hier zum buegeln bringen lassen (es ist wichtig, dass man gebuegelte kleidung traegt) und liess sie vom room service abholen. heute bekam ich sie zurueck, in zeitungspapier eingeschnuert, und als ich die blusen und hosen herausholte, entdeckte ich, dass in jede bluse ein zusammengefaltetes zeitungspapier eingeschoben war.
auf der strasse gibt es staende, an denen man seine kleider buegeln lassen kann. viele buegler benuetzen noch buegeleisen, die mit kohlen geheizt werden.
heute haben wir Intact Special School besucht. das ist eine schule fuer geistig behinderte kinder, und ich muss vielleicht morgen mehr darueber schreiben.
nachmittags schwamm ich im pool des hotels. dann sass ich auf dem balkon vor unserem zimmer, trank kaffee, las in der "zeit" und betrachtete die adler, die ueber der stadt schwebten.
(ich weiss, dass es adler sind, weil der poolwaechter es mir vor zwei jahren gesagt hat.)
es ist warm, kurz vor zehn uhr abends, im internetcafe laufen die ventilatoren. ausser mir sitzen nur inder in den kleinen orangefarbenen gehaeusen.

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