Freitag, 16. Januar 2009

erste krise, augen, tempel

heute ist die reise an ihrem ersten tiefpunkt angekommen. das liegt vielleicht daran, dass trichy, wenn man nichts besonderes vorhat, nicht viel mehr ist als eine heisse, laermende, stinkende und schmutzige stadt.
es liegt aber moeglicherweise auch daran, dass mir heute im st. joseph's eye hospital bestaetigt wurde, dass ich jetzt progressive brillenglaeser brauche.
habe mir also nach einer gruendlichen untersuchung durch drei verschiedene personen eine neue brille bestellt.
das gestell ist lila. auch diese tatsache stuerzte mich in eine tiefe krise. ich konnte nicht glauben, dass ich mich fuer ein lila brillengestell entschieden hatte.
jetzt warte ich mit beben auf den naechsten mittwoch. dann kann ich sie abholen.
zwei nachmittagsstunden verbrachte ich am hotelpool und versuchte, ein paar artikel in der lettre zu lesen, die ich noch von zu hause mitgebracht habe, ueber die wirtschaftskrise und so.
neben mir huepften pausenlos zwei indische jungen so ins wasser, dass es ordentlich spritzte, ueberwacht von ihrer ernsten mutter, die im sari am beckenrand sass.
die jungen trugen eine weisse schnur quer ueber den oberkoerper. solche schnuere sahen wir auch gestern im tempel srirangam die oberkoerper junger maenner schmuecken, es ist irgendein religioeses zeichen oder symbol.
pia und ich verirrten uns im inneren des tempels in irgendeinen heiligen und umzauenten bereich und wurden sofort von fuchtelnden und rufenden priestern daraus vertrieben.
dann kamen ein paar junge maenner mit weissen lendentuechern, die auf einer art saenfte eine mit stoff gehuellte goetterfigur dorthin trugen.
einen hindu-tempel hat man sich nicht als ein gebauede vorzustellen. es ist eher ein eingezauenter hof, und im inneren, in einem dunklen raum, befindet sich eine statue der gottheit, der der tempel geweiht ist. nicht-hindus haben zu diesem innersten raum keinen zutritt.
die hindus umschreiten diese heilige statue dann mehrere male im uhrzeigersinn.
beim betreten des raums schlagen sie eine glocke, um den gott auf ihre anwesenheit aufmerksam zu machen.
wer hindu ist, entscheidet das aussehen. es ist naemlich nicht moeglich, zum hinduismus zu konvertieren. man wird als hindu geboren.
(nicht, dass ich mich auch nur im mindesten davon angezogen fuehlen wuerde.)
ein tempelgelaende ist wie eine art volksfest. man kann dort essen kaufen, aber auch alle moeglichen devotionalien und seltsamerweise kuechengegenstaende (das bringt vielleicht glueck!). viele besucher, die meisten sind von weither gereist, legen sich auf den boden und schlafen.
grossfamilien verzehren auf dem boden sitzend ihr mitgebrachtes essen.
vor dem tempel muss man seine schuhe abgeben. schuhe sind unrein, nicht nur, weil sie mit dem schmutz der strasse in beruehrung gekommen sind, sondern auch, weil sie aus der haut toter kuehe gemacht sind. die schuhe werden dann saeuberlich in numerierte faecher gelegt, und nach dem tempelbesuch kann man sie wieder abholen.
naja, saeuberlich ist so eine sache. nichts ist in indien richtig saeuberlich, auch wenn das meiste einen unerhoert gut organisierten eindruck macht.
als opfergaben werden im tempel u.a. kokosnuesse verkauft. ich habe gestern gelesen, dass das eine art symbolisches menschenopfer ist. schliesslich hat eine kokosnuss eine harte schale mit haaren drauf. ausserdem hat sie drei augen: die zwei gewoehnlichen augen, mit denen man die aeussere welt sieht, und das dritte auge, das in der lage ist, tiefer zu blicken. soviel zur aehnlichkeit zwischen kokosnuss und mensch.
srirangam ist einer der groessten tempel indiens. er besteht aus sieben konzentrischen hoefen, die von mauern umgeben sind. man geht durch riesige turmhohe tore hinein, die mit allen moeglichen goetterfiguren in schreienden farben geschmueckt sind.
ich stellte mich in eine schlange, in der heiliges wasser ausgeteilt wurde.
als er mich sah, sagte der priester leise, aber deutlich: "holy water! drink!", und schoepfte dann mit einer kleinen kelle wasser auf meine handflaeche.
gehorsam schluerfte ich das wasser in mich hinein und strich mir dann auch mit der hand uebers haar, wie ich es bei anderen beobachtet hatte.
das wasser schmeckte wirklich heilig, als waere es mit einem raeucherstaebchen gewuerzt.
ich nahm aber abstand davon, mich von einem elefanten segnen zu lassen, als ich sah, wie eng die kette zusammengeschnuert war, die man um die fesseln seiner vorderbeine gelegt hatte.
fuer heute ist meine internetstunde schon wieder zu ende.
ich wuensche euch schoene wintertage, auf dem eis und im schnee, und muss sagen, dass ich euch ein wenig um die kaelte beneide...

3 Kommentare:

Ursel hat gesagt…

Hi , bin nun auch dabei!!!!Habe mich erst anmelden müssen, doch nun:Here I am!!
Habe zu anderem Tag bereits was geschrieben.....
muss mich erst zurchtfinden!!:-)

Bin in Gedanken bei dir!
Ursel

KP hat gesagt…

Ja, wann geht's denn hier weiter? Lila Brillengläser - schwer vorstellbar.

Ursel hat gesagt…

No news today???
wie schade, jetzt wo ich auch dabei bin.....
Bin schon gespannt, wie´s weitergeht...
Gruß
Ursel