Freitag, 3. April 2009

das unbegreifliche

man kann es einfach nicht begreifen.

heute früh war ich in delhi. und jetzt bin ich hier.

und der computer hat wieder umlaute, und die buchstaben sind auf dem richtigen platz.
gestern, auf meinem weg von sarojini nagar, einer art modellwohnviertel mit funktionalistischen mehrfamilienhäusern, zurück richtung jugendherberge ging ich unter einer unterführung durch, die wie so üblich, zum pissoir geworden ist.
ich traf auf drei männer, die etwas in einem baum pflückten und in den mund steckten. ich dachte zunächst, sie würden die blätter essen, aber es waren kleine beeren.
"oh, maulbeeren", sagte ich auf deutsch (war mir aber nicht sicher).
sie nickten und deuteten eifrig, ich solle auch welche pflücken. aber ich griff nach einer grünen beere.
nein, nein, bedeuteten sie und zogen zweige von weiter oben herab. sie pflückten eine beere nach der anderen und reichten sie mir, und ich steckte sie in den mund. sie waren weiß und hatten einen süßen geschmack, den ich bisher noch nicht kannte.
ich ließ mich von einem rikschafahrer auflesen, der versprach, mich für 20 rupies zur jugendherberge zu bringen. aber es ließ natürlich, als ich in der rikscha saß, nicht auf sich warten, dass er sagte, er kenne ein gutes shopping center (die rikschafahrer bekommen eine provision, wenn sie touristen dorthin bringen).
ich sagte müde, nein, nur zur jugendherberge.
er ließ aber nicht locker. er würde mich gratis fahren. es sei nicht weit von hier. ich bräuchte nichts zu kaufen, nur zu schauen.
nein.
schließlich kamen wir zur jugendherberge. ich sagte zu ihm, er bräuchte mich nicht vor die tür bringen, sonst müsste er nämlich eine lange schleife fahren. er hielt an, ich gab ihm das geld.
er sagte, "you have a good mind" und streckte mir die hand hin.
ich sagte, "thank you" und ergriff seine hand, um sie zu schütteln.
(er sagte, aber er könne nicht verstehen, dass ich nicht shoppen gehen wollte...)
ich genoss die jugendherberge, die abwesenheit von kälte, eine funktionierende dusche, saubere bettwäsche.
sogar das kalte wasser war in delhi warm.
als ich in der früh die jugendherberge verließ, noch im morgengrauen, um auf mein taxi zu warten, gesellten sich die beiden security guards der jugendherberge zu mir, ich glaube, um mich zu beschützen. sie standen in meiner nähe, bis das schwarzgelbe taxi kam.
kaum hatte ich das flughafengebäude des flughafens indira gandhi betreten, hatte ich indien verlassen. ich kaufte mir einen tee mit meinem letzten geld.
ich kaufte (mit der visa-karte) mir das buch "delhi - adventures in a megacity" von sam miller und stellte, noch bevor ich das buch aufschlug, zu meinem erstaunen fest, dass ich mich in delhi verliebt habe.
gestern lief ich durch den nehru park, eine seltsame, zwischen großen straßen eingeklemmte, kleine oase, die wie ich unter der hitze zu leiden schien und offensichtlich vor allem liebespaare anzog, die man sonst in indien nie sieht, wo die einzig zugelassene äußerung von zuneigung das händchenhalten junger männer ist, die sogar eng umschlungen durch die straßen laufen können, ohne dass jemand darauf reagiert.

als ich im flugzeug saß, waren die indischen busfahrten nur eine vage erinnerung. auf dem bildschirm vor meiner nase hatte ich die wahl zwischen über zehn spielfilmen, einer ähnlichen anzahl von fernsehprogrammen und einer noch größeren zahl von musikprogrammen. die kopfhörer dazu werden in plastik verpackt ausgeteilt. die schaumstoffkappen für die hörmuscheln sind separat in plastik eingeschweißt und werden wahrscheinlich nach dem flug entsorgt. auch die decke ist in plastik eingeschweißt, und das kleine kopfkissen, das für die meisten passagiere eher ein problem als eine bequemlichkeit darzustellen scheint, hat einen makellosen weißen bezug.
jede halbe stunde ging ein steward oder eine stewardess durch die gänge, um mir wasser, orangensaft oder cola in plastikbechern anzubieten.
vor den mahlzeiten wurden dampfend heiße feuchte tücher verteilt, mit denen man sich hände und gesicht reinigen konnte.
mit meinem sitznachbarn wechselte ich kein wort. wir waren beide zu sehr mit unserem monitor beschäftigt. ich schaute mir einen spielfilm (novemberkind) und zwei tierprogramme von discovery channel an.
ich las in meinem delhi-buch und dachte: ich muss bald wieder nach indien...

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Es war wirklich sehr spannend deine Indienreise per Blog mitzuverfolgen!

Viel Spass in der Heimat!
Mfg

Unknown hat gesagt…

Hallöle und Namasté,
ich danke Dir sehr für diesen wunderbaren Reisebericht. Alte Erinnerungen und Gefühle sind wieder auferstanden und auch Hoffnungen und Träume.
Was beweist, wie "abhängiges Entstehen" unseren Geist beherrscht.

Ganz liebe Grüße
Ahimsayama

Sabine Neumann hat gesagt…

lieber matthias, lieber ahimsayama, danke fuer eure begleitung!!

Unknown hat gesagt…

schee dassd wieder do bist... also zumindest da, wo ich es mir wieder vorstellen kann :) deine tagebuch war wunderbar, hab beinah alles gelesen!!
sei umarmt, deine ruth